Montag, 26. Dezember 2011

Papier ist geduldig (9): Essen für anderthalb

Neulich klagten beim Mittagessen in der Kantine zwei Müttern, die ebenfalls Teilzeit arbeiten, über folgendes Problem: An Tagen, an dem man die Kleinkinder zuhause habe, koche man den Kleinen die perfekte Bio-Brei-Nahrung, während man selber nebenbei nur Junk in sich reinstopfe. An den Tagen, wo ich mit dem Kleineren zuhause bin, geht es mir ähnlich.

Deswegen kam mir wieder ein tolles Kochbuch in den Sinn, das ich hier eigentlich schon längst vorgestellt haben wollte: Das Große Kochbuch für Babys & Kleinkinder von Dagmar von Cramm, das bei Gräfe und Unzer (GU) erschienen ist - ein tolles Buch, aus dem wir (oder genauer gesagt: meistens meine Frau) schon eine Menge gekocht haben.

Nach einem längeren, gut verständlichen Einführungsteil in das Thema Kinderernährung, folgt die Sektion Obst-, Getreide- und Gemüsebreie. Interessant wird es ab dem 8. Monat: Jetzt kommen die Rezepte für Koch und Kind. Die Zutaten sind für anderthalb Portionenen berechnet: Ein Dittel des Gerichts wird für das Kleinkind pürriert, der verbleibenden Teil bleibt unzerkleinert und wird schmackhaft gewürzt und ist eine vollwertige, leckere Mahlzeit für die Köchin oder den Koch. Dabei sind Rezepte für "Kartoffelgemüse mit Huhn" oder "Lamm-Reis-Topf" (beides S. 63), die uns allen gut geschmeckt haben. Großartig ist auch das "Graupen-Risotto mit Huhn" (S. 66).

Später kommen für das Kleinkind dann so leckere Sachen wie "Kinder-Carbonara" (S. 104) oder "Kinder-Tortilla" (S. 111) und Papa hat sich immer wieder die fast schon legendären "Fische im Tomatensee" (S. 102) gewünscht. Man sieht schon, dass es allen sehr gut geschmeckt hat und wenn ein Vater sich so lange, so lobend mit einem Kochbuch auseinandersetzen kann, dann muss es wirklich gut sein.

Idee:




Umsetzung:




Mehrwert:




Das Buch bei Amazon

Samstag, 3. Dezember 2011

Basteln (12): Das Ritterfest

Wir waren ja schon froh, dass unser großer Sohn anlässlich seines 4. Geburtstages von seiner ersten Idee, eine Pilotenparty zu feiern, Abstand nahm und sich stattdessen ein Ritterfest wünschte. Wir hätten auch nicht gewusst, was wir auf einer Pilotenparty mit den Kids angestellt hätten. Die Jungen hätten goldende Trassen an die Ärmel bekommen und die Mädchen hätten Bollerwagen mit Getränken durch die Wohnung schieben können - mehr wäre uns dazu nicht eingefallen.

Ritterfest ist aber auch nicht viel einfacher. Wie will man das Motto mit acht Kindergartenkindern umsetzen ohne Burg zu bauen oder wahnsinnig zu werden? Kinder bleiben auch nicht den ganzen Nachmittag dem Partymotto treu, sondern irgendwann wird einfach nur noch das Spielzeug des gastgebenden Kindes belagert und zerstört.

Wir dachten uns, um Ritter zu sein, brauchen die Kinder eine gewisse Grundausrüstung. Und da jeder Ritter sein eigenes Wapppen führt, hätten sie vielleicht auch Lust, ihre Ausrüstung ein bisschen mitzugestalten. Haben sie natürlich nicht, wie wir später deutlich gemerkt haben, aber die Idee ist trotzdem nett.

Abb. B12.1: Ritterhelme und -schilde, die auf ihr Wappen warten

Also bastelten wir acht tonnenartige Ritterhelme aus Papppe, acht Schilde aus Schuhkartondeckeln und besorgen acht aufblasbare Schwerter. Die Helme waren de facto nur eine Pappröhre, die an einer beliebigen Stelle vertikal eingekniffen wurde, um ein Visierfenster wie einen lachenden Mund ausschneiden zu können. Dann wurde die nun eher tropfenförmige Röhre auf Pappe gestellt, die Innenrißt mit Bleistift abgetragen und so ein Deckel ausgeschnitten der einfach oben drauf geklebt wurde.

Die Schilde wurden einfach aus dem Schuhkarton geschnitten und auf den Kanten wurde ein Griff gebaut, der einfach festgetackter wurde. Die Schwerter waren so eine Art stabilere Ballons, die wir in einem Laden gesehen hatten. Überhaupt hat Susycard eine kleinere Ritterserie, aus der wir auch noch Servietten, Pappteller und Becher kauften.

Abb. B12.2: Ein Ritter in voller Montur. Die Schwerter waren eine Art Ballon, so dass Gefechte harmlos waren.

Wir stellten Helme und Schilde auf einen großen Karton und verteilten Töpfchen mit ungiftiger, auswaschbarer Fingerfarbe darum. Die beiden anwesenden Mädchen malten mit Hingabe, die eine modellierte mit der Fingerfarbe fast schon neue Oberflächen auf ihren Helm. Bei den Jungs war es durchwachsen. Die meisten schmierten wenigstens einen Farbkleks darauf, setzten die Helme auf und schnappen sich die Schwerter, um sich sofort gegenseitig auf die Mütze zu hauen.

Insgesamt konnten wir die Kids mit der aufwändigen Idee aber nur gut 45 Minuten beschäftigt halten. Trotzdem waren ein zufrieden und glücklich, ein echter Ritter zu sein.

Mittwoch, 30. November 2011

Basteln (11): Einladung zum Ritterfest

Kindergeburtstage sind Mottoparties. Sehr beliebt für Jungs sind Piratenfeste. Überall gibt es Utensilien und Gedöns für Piratenparties. Unser Sohn wünschte sich zum 4. Geburtstag ein Ritterfest. Das stellt Eltern vor ganz neue Aufgaben.

Die erste war die Frage nach einer angemessenen Einladungskarte. In Läden gibt es dazu so gut wie gar nichts von der Stange, aber einige Onlineshops bieten ausreichend Alternativen. Ein aufklappbares Schwert als Karte fanden wir als Idee schon ganz nett, aber auf so eine Klinge lässt sich nicht allzuviel schreiben. Bei einem Schild besteht das Risiko, dass es nicht als solches erkannt wird.

Meine Frau machte den Vorschalg, eine Burgsilhouette als Einladung zu verteilen. Die Idee war gut, denn nicht allzu aufwändig. Ein großer Bogen graues Tonpapier bildete die Grundlagen. Da ließen sich problemlos acht gelichgroße Quadrate rausschneiden. Sieben Kinder waren geladen, da hatten wir einen Fehlversuch frei - eine gut kalkulierbares Bastelrisiko.

Abb. B11.1.: Die fertige Einladungskarte für's Ritterfest

In eine Kante des Quadrats wurden symmetrische Zinnen geschnitten. Aus zwei Din-A4 Bögen farbigen Papiers wurden Türen und Fenster geschnitten, um damit die Burgen zu bekleben. Mit Lineal und Filstift wurden die Steinquader des Mauerwerks aufgemalt - fertig ist die Einladungskarte zum Ritterfest. Die Patry kann kommen!

Dienstag, 11. Oktober 2011

Alltag woanders (27): Der langerwartete Alaska-Report - Teil 2

Nachdem ich hier schon über die ersten Attraktionen und Abstecher rund um Anchorage berichtet habe, setzen wir nun unsere Reise in südliche Richtung auf dem Seward-Highway fort. Gut 20 Fahrminuten hinter Gridwood liegt rechter Hand das Alaska Wildlife Conservation Center, die perfekte Gelegenheit für Großstadt erprobte Menschen, sicher und risikolos mit den heimischen Tieren in Kontakt zu kommen.

AWO Abb. 27.1: Mit der Natur auf Augenhöhe im Alaska Wildlife Conservation Center (kurz AWCC)

Der Eintritt für Erwachsene kostet 10 US-Dollar und dann kann man mit seinem Auto einen kleinen Rundkurs abfahren, der die verschiedenen Gehege verbindet. Alles, was man erwartet, gibt es dort: Elche, Bären, Rentiere, Moschusochsen und Weißkopfseeadler. So ist zumindest auch für Kinder sichergestellt, dass sie die Tiere auch wirklich zu Gesicht bekommen, denn das Beobachten in der freien Natur fällt ihnen meistens zu schwer. Je nach Interesse Ausdauer und Witterung kann man mit dem Besuch im AWCC gut einen halben Tag verbringen.

AWO Abb. 27.2: Am Bärengehege war gerade Fütterzeit. Für die Bären gibt es Räucherlachs.

Dann kommt erstmal lange Zeit gar nichts - nicht einmal mehr Radioempfang (weder terristrisch noch via Satellit) hat man auf den einsamen Pisten durch die endlosen Wälder. Unser einer mag vielleicht gerne die an einem vorbeifliegende Natur genießen - für Kinder sind diese langen Fahrstrecken einfach nur langweilig.

In Seward endet der gleichnamige Highway für uns. Das Städtchen an der Resurrection Bay war einstmals das Zenrum der Fischkonversenindustrie und die Bucht wurde militärisch befestigt, weil man mögliche Angriffe genau dort erwartete - ich kann mich aber auch nicht mehr erinnern von wem eigentlich.

In Seward starten eine Großzahl verschiedener Cruises von verschiedenen Anbietern. Jeder muss hier selber herausfinden, was am besten passt. Wir haben uns für den Anbieter Kenai Fjords und die Halbtagestour mit Mittagsstopp auf Fox Island entschieden. Gebucht hatten wir zwei Tage vorher telefonisch, nachdem wir feststellen mussten, dass die Route bei spontanen Anfragen auch mal ausgebucht sein können.

AWO Abb. 27.3: Die "Glacier Explorer" sieht zwar harmlos aus, ist aber so eine Art Speedboat. Der Käptn unserer Tour hieß Andrea.

Das Nette an dieser Tour ist der Stopp auf der Insel, den es tatsächlich exklusiv nur bei diesem Veranstalter gibt, dem die Insel gehört. Früher wurden auf Fox Island Pelzfüchse gezüchtet, heute gibt es dort ein Informationcenter. Der Strand ist bekannt für seine besonders flachen und herzförmige Steine. An Board des Bootes ist ein Ranger, der der Tour einen grünen Anstrich verpasst und während des Mittagsessens einen Vortrag hält. Natürlich ihn auch jeder Zeit an Board ansprechen und ausfragen und sie haben eine Art Rätselheft für Kinder dabei, die diese eine Zeit lang beschäftigt halten können.

Das Boot ist gut motorisiert und man ist recht dynamisch unterwegs. Muss man auch, wenn man in der Kürze der Zeit möglichst viele Tiere sehen will. Es ist Bombenwetter und wir bekommen die volle Breitseite: Wale, Tümmler, Otter, Adler, Seehunde und Tausende unterschiedliche Möwen und Seevögel.

AWO Abb. 27.4: Der Seehund-Felsen in der Resurrection Bay - hier findet man garantiert Seehunde, wenn man sie sucht.

Aber auch die gut vier Stunden auf dem Boot sind für kleine Leute eigentlich fast schon zu viel und unser Großer hat dann auch Großteile der Tour einfach verschlafen. Die Tiere sind in der Regel zu weit weg und zeigen sich auch meistens nur so kurz, dass es den Kleinen schwerfällt sie zu entdecken und zu erkennen. Auch das Abenteuer des Bootfahrens hält nicht so lange bei den Zwergen vor. Erwachsene zahlen knapp 100 US-Dollar und Kinder die Hälfte. Unser sechs Monate alter Sohn musste nur eine Art Hafensteuer zahlen. Unbedingt beachten: Kinderwagen dürfen nicht mit an Board.

AWO Abb. 27.5: Auch das ist ein Stück echtes Alaska: Eine Pizza im Brauhaus Anchorage mit Rentier-Wurst und Blauschimmelkäse. Sieht zwar aus wie Erbrochenes, schmeckt aber wirklich lecker.

Sonntag, 2. Oktober 2011

Alltag woanders (26): Mieten oder Kaufen?

Habe ich hier vormals - als es um Wiegen ging - eine Lanze für das Thema "Mieten" gebrochen, so muss ich mich nun - wenn es um Reisen durch die USA geht - eindeutig für "Kaufen" aussprechen. Bisher waren wir noch nie so lange in den USA unterwegs, als dass sich die Frage gestellt hätte. Für eine Woche oder zehn Tage ist es meistens einfacher neben dem Auto auch den Kindersitz und das Navigationsgerät zu leihen.

Aber diesmal waren es gut fünf Wochen und davon 30 Tage mit dem Mietwagen. Schon bei der Ankunft in Washington D.C. stieß es uns ein bisschen sauer auf, dass wir für unseren dreijährigen Sohn eine angestoßenen Booster-Seat als Sitzerhöhung für rund 40 US-Dollar pro Woche mitnahmen. Wir hatten ja keine Wahl, denn ohne Kindersitz hätten wir erst gar nicht vom Flughafen losfahren können.

AWO Abb. 26.1: Kleines Rätselbild: Welcher der beiden Autositze kostet 40 US-Dollar pro Woche und welcher einmalig 25? Wer auf Rot setzt, hat gewonnen.

Schnell ist jedem klar, dass wir bei knapp 200 US-Dollar für die Miete eines Booster-Seats auch gleich einen bzw. zehn (!) eigene für die Dauer unseres Aufenthalts kaufen könnten. Kann aber leider nicht am Flughafen neben der Autovermietung, aber gleich zwei Tage später in der nächstbesten Mall. Dort haben wir für 25 US-Dollar einen feschen roten Autositz mit zwei Getränkehaltern sowie einen Gurtoptimierer erstanden, denn wer schon mal einen Boosterseat verwendet hat, weiß, dass der Gurt beim Kind gerne durchs Gesicht anstatt über die Schulter läuft.

Wenn man die Sitzerhöhung aus dem Auto mit ins Appartement nimmt, spart man sich auch das Leihen eines Hochstuhls, der ja leider auch nicht in allen Hotels kostenfrei zur Verfügung gestellt wird. Darüber hinaus, werden Kinderautositze von allen Airlines (die wir geflogen sind) kostenfrei transportiert. So dass bezüglich des Transports von Autositzen zwischen verschiedenen Stationen keine zusätzliche Kosten anfallen.

AWO Abb. 26.2: Ein Boosterseat kann auch den fehlenden Hochstuhl ersetzen und spart doppelt.

Nachdem wir die Erfahrung mit dem Autositz gemacht hatten schauten wir uns andere Angebote genauer an. Das ausgewählte, vorzügliche Strandhotel auf den Keys bietetreisenden Familien keine Kinderbetten, sondern nur die Kontaktdaten eines Verleihservices an, mit dem man zusammenarbeitet. Dort kostet ein Kinderbettchen über 40 US-Dollar Leihgebühr pro Woche plus eine An- und Abtransportkosten von ca. 50 US-Dollar. Da wir zehn Nächte in dem Hotel bleiben wollten, würde uns das gewünschte Kinderbett gut und gerne 100 US-Dollar und mehr kosten.

AWO Abb. 26.3: Kostet neu gekauft genauso viel wie für eine Woche gemietet.

Bei Walmart kostet das günstigste Kinderreisebett in Dunkelbraun 50 US-Dollar und im etwas freundlicheren braun-hellgrünen Tönen auch nur zehn US-Dollar mehr. Wir haben uns natürlich für die weniger depressive Farbgestaltung entschieden - auch wenn der kleine Mann mit seinen fast sieben Monaten dann nachts doch meistens in unserem Ehebett landete.

Auf unserer letzten Station vor unserem Abflug in Miami hatten wir wieder ein Kinderbett und wir wollten das erworbene Reisebettchen natürlich auch nicht mit nachhause nehmen und es daher möglichst unkompliziert spenden oder verschenken. Wir suchten daher Kirchen in unserer Umgebung oder nahe der Ziele, die wir in Miami ansteuern wollte und riefen dort an. Die ersten die wir erreichten und die das Bett sofort haben wollten, war die katholische Kirche "Prince of Peace". Die geben es jungen Müttern aus einem Anti-Abtreibungsprogramm. Das ist zwar nicht ganz unserer Linie, aber Hauptsache, jemand der das Bett gebrauchen kann, bekommt es.

AWO Abb. 26.4: Der Empfänger der Bettchen-Spende - die "Prince of Peace"-Church in Miami

Am Ende unserer Tour haben wir dann auch noch eine weitere Position unserer Reisekoten durchgerechnet. Wir haben mit jedem Auto auch ein Navigationsgerät gemietet und dafür am Ende der Reise knapp 300 US-Dollar zahlen müssen. Bei Amazon gibt es für das Garmin "nüvi" Angebote ab bereits 100 US-Dollar... Wir waren dann fast froh, dass es für uns nachhause ging, bevor mir noch andere Ausgaben haben nachrechnen können.

Samstag, 17. September 2011

Alltag woanders (25): Von Vegas nix für Kids

Las Vegas mag nicht unbedingt die erste spontane Idee sein, wenn es um Reiseziele für Familien mit Kleinkindern geht: "Sin-City" wird ja eher mit Glückspiel, Alkohol, Partie und Prostitution in Verbindung gebracht als mit Griesbrei, Abendritual, Puppe und Pampers.

Für uns bot sich der Zwischenstopp in Nevada an, weil wir nicht schon wieder ununterbrochen zurück zur Ostküste fliegen wollten, wir schon lange nicht mehr bzw. noch gar nicht dort waren und Las Vegas extrem günstige Übernachtungsmöglichkeiten auf höchstem Niveau bietet. Seit die Glückspiel-Umsätze mit der schwächelnden Wirtschaft zurückgingen, versuchten die Kasinos fast alles, um Gäste in die Stadt zu bekommen u.a. eben auch mit günstigen Zimmerangeboten. Dabei wird man vermutlich weniger an junge Familien gedacht haben, die in der Regel nicht unbedingt für Glücksspiel, Alkohol, Parties und Prostitution zu haben sind, aber man konnte es auch nicht verhindern, dass sie kommen. Amüsant ist das Bemühen, der Zettelchen-Verteiler, die zum Besuch von "Erwachsenen-Unterhaltung" einladen wollen, Familien auszuweichen.

Awo Abb. 25.1: Das Jet Luxury ist im mittleren der drei Signature Türme hinter dem MGM Grand

Wir hatten uns für vier Nächte im noch recht neuen Jet Luxury in einem der Signature-Türme des MGM Grand für gut 130 Euro pro Nacht in einer One-Bedroom-Suite eingebucht. Auf einen Mietwagen wollten wir auf dieser Station unserer Reise verzichten, denn wir gingen davon aus, dass sich vieles fußläufig oder per Monorail erledigen ließe. Dennoch war die Fortbewegung recht lästig, denn wir reisten inzwischen mit zwei Auto-Kindersitzen, die wir erstmal neben all dem anderen Gepäck vom Flughafen ins Hotel verfrachten mussten - aber auf der anderen Seite konnten wir fast jedes Taxi nehmen, denn wir hatten ja zwei passende Kindersitze dabei.

Am Ende konnten wir eben doch nur alles am Strip machen im Umfeld unserer Unterkunft. Mit Bus in die Innenstadt zu fahren, war uns dann doch zu umständlich. Und so muss man sich ohne Auto vermutlich entweder für Downtown oder den Strip entscheiden. Wir waren mit unserer Entscheidung sehr zufrieden und konnten auch eine Menge familiengerechtes Programm machen. Das Ablaufen der großen Themenhotels wird ja auch für Erwachsene nach einer Weile recht langweilig, denn überall finden sich ähnliche Geschäfte und Angebote. Ein paar stechen dann schon hervor: Besonders das Venetian mit seinem Canale Grande samt Gondeln und Gondeliere oder das Luxor mit seinen Skulpturen.

Zwar darf man sich mit Kindern nicht im Kasinobereich aufhalten, andererseits fällt es schwer, sich auch mit Kindern nicht im Kasinobereich aufzuhalten, denn in Las Vegas sind de facto überall Kasinobereiche, zwischen denen man auf dem Weg zum Buffet oder an die frische Luft einfach durchlaufen muss. Das Lärmen und Blinken der Automaten macht die Kinder schon recht kirre und am "Party Pit" im Eingang des Excaliburs tanzen leicht bekleidetet Animierdamen (Kommentar unseres dreijährigen Sohnes: "Die Frau tanzt aber gut!"). Lediglich im Luxor lässt sich das Kasino vollständig umgehen.

Awo Abb. 25.2: Die gelangweilten Löwen im Lion Habitat im MGM Grand lagen fast immer auf dem Dach des Glastunnels - auch wenn in unserem Reiseführer stand, dass sie das nur ganz selten täten

Die Löwen im MGM Grand kann man kostenfrei besuchen, die weißen Löwen und Tiger von Siegfried und Roy im Mirage kosten 17 USD für Erwachsene und 12 USD für Kinder und die Haie im Mandalay Bay sogar 18 USD für Erwachene und ebenfalls 12 USD für Kinder. Unbedingt lohnen tut sich beides nicht und bietet nur für ca. eine Stunde Programm. Im "Shark Reef" im Mandalay gibt es aber noch einen echten Höhepunkt für Gr0ß und Klein: Einen "Touchtable", wo man im flachen Wasser Rochen streicheln kann!

Awo Abb. 25.3: Rochen-Streicheln im "Shark Reef" ist ein echter Höhepunkt in Las Vegas

Die Shows und das Abendprogramm waren natürlich nichts für kleine Kinder und wir hatten auch keine Lust, uns als Eltern zum Amüsieren zu trennen. Weil es Sonntag war, haben wir uns Tickets für den Gospel-Brunch im House of Blues im Mandalay gekauft. Es war nett, aber auch unheimlich laut für die beiden Zwerge. Das Südstaaten-Frühstück ist aber üppig und lecker.

Verpflegung hat auch so lediglich geklappt. Zwar hatten wir eine gut eingerichtete Küche in unserer Suite, aber keine rechten Einkaufsmöglichkeiten - schließlich hatten wir ja auch kein Auto, um zu einem der größeren Supermärkte zu fahren. Am Strip gibt es nicht weit vom MGM Grand einen CVS, 7Eleven und Walgreens, aber die Lebenmittelangebote sind überschaubar - aber für ein paar Tage völlig ausreichend. Die Hotelbuffets sind recht umfangreich, aber das haben wir auch nur einmal geschafft. Begeistert waren wir vom Room Service im Signature: Es war auch nicht teurer als im Restaurant und die Kinderportion der panierten Hähnchen-Stücke mit Fritten war so üppig, dass wir noch am nächsten Tag Sandwiches damit machen konnten.

Fazit: Also von wegen, dass Las Vegas nichts für Kids wäre. Ganz im Gegenteil: Die Qualität des Aufenthalts mit Kids in Las Vegas hängt sicher sehr stark von der Wahl des Hotels ab. Unseres war rauch- und kasinofrei und hatte ein eigenes Pool ohne Partyzone. Ohne in die Hitze raus zu müssen, ließen sich alle Angebote des MGMs erreichen und auch die benachbarten Hotels (Excalibur mit kostenloser Monorail zum Luxor und Mandalay Bay, sowie das New York New York) sind interessant. Die Hitze ist erträglich, denn sie ist trocken. Schwitzen tut man aber trotzdem ausreichend.

Dienstag, 13. September 2011

Alltag woanders (24): Alles für zehn US-Dollar

Schon auf unserer ganzen Reise versuche ich, hinter das Preis-System von Produkten in den USA zu kommen. Es ist einfach nicht nachvollziehbar wie hier Preise entstehen. Manche Dinge sind spottbillig, anders kostet verhältnismäßig viel. Ein kleiner Kaffee bei Starbuck's kostet knapp fünf Dollar, während man beim Walmart zwei Kinderschwimmbrillen für einen Dollar bekommt.

Auf Flugreisen, die einen Strandurlaub beinhalten, bevorzugen wir, Strandspielzeug vor Ort zu kaufen und es auch dort zu belassen. Der Vorteil für unseren Großen ist dabei, dass man in den USA richtig was bekommt für sein Geld, wenn es Plastikware auch China ist.

AWO Abb. 24.1: 16 Teile für insgesamt 10 US-Dollar.

Er hat sich für einen knapp 1,80 Meter langen, aufblasbaren Hai für drei US-Dollar und ein 15-teiliges Sandspielset für sieben US-Dollar entschieden. Eine Menge Spaß am Strand für zehn US-Dollar - beim aktuellen Wechselkurs gut sieben Euro.

Samstag, 3. September 2011

Alltag woanders (23): Der langerwartete Alaska-Report - Teil 1

Vor unserer USA-Reise kamen die meisten Rückfragen zu unserem Alaska-Abstecher - daher hier nun die Rückmeldung, was man als Familien mit zwei kleinen Kindern ganz oben ganz rechts im äußersten Nordwesten des nordamerikanischen Kontinents so machen und erleben kann.

Hier schon mal die Kurzfassung: Alaska mit kleinen Kindern funktioniert. Nun die etwas längere Fassung: Alaska mit kleinen Kindern funktioniert, aber vermutlich nicht ganz so, wie Alaska gedacht ist. Zunächst einmal muss man Alaska erreichen. Da es von jedem anderen Punkt der USA recht weit weg ist (es sei dann man startet von Seattle - da wären es nur dreieinhalb Stunden Flugzeit), ist der Weg nach Alaska mit zusätzlicher Reisezeit verbunden. Wir kamen von Washington D.C. und von dort fliegt man knapp zehn Stunden nach Anchorage - und das nachdem wir den langen Transatlantikflug erst eine Woche vorher mit unseren dreijährigen und sechmonatigen Söhnen einigermaßen gut überstanden hatten.

Aber wir wollen es nicht auf unsere unschuldigen Kinder schieben, dass Alaska mit kleinen Kindern vermutlich nicht ganz so funktioniert wie Alaska gedacht ist: Alaska schreit nach Outdoor-Aktivitäten (Wandern, Zeltern, Kajaken, Bergsteigen, Skilaufen etc.) - und diese locken uns auch ohne Kindern nicht wirklich besonders. Und das Reiseziel kam nicht wegen der endlosen Wälder und wilden Natur in unseren Reisplan, sondern weil wir gute Freunde in Anchorage besuchen wollten, deren Kinder im vergleichbaren Alter sind.

In diesem Punkt hat Alaska bestens funktioniert: Unser Großer hatte einen Kumpel, mit dem er Haus und Garten zerlegen konnte und mächtig viel Spielzeug und Spaß. Outdoor haben wir dann ertstmal ein bisschen sein lassen - insbesondere, weil man meistens lange Strecken mit dem Auto zurücklegen muss und das kann schnell recht langweilig für die Zwerge werden. Wir hatten unseren Radius daher auf Anchorage und die nähere Umgebung beschränkt.

Zugegebener Weise hätten wir uns dafür keinen Geländewagen mieten müssen, aber das erschien uns irgendwie passender - auch wenn wir diese Fähigkeiten nie einsetzen konnten. Das Wetter Ende August steuert schon rasant auf Herbst zu, mit Temperaturen um 18 Grad und viel, sehr viel Regen. Wenn wir Outdoor schon nicht sonderlich mögen, dann ist nassgeregnet im Wald abzuhängen das Vorletzte, was mir gerne machen.

Was kann man also nun gut mit kleineren Kindern in Anchorage machen? In Anchorage selber eigentlich nicht so viel, denn die Stadt ist eher provinziell. Nett sind Abstecher in südlicher Richtung, immer den Seward-Highway entlang. Knapp 20 Minuten nach der Stadtgrenze kommt ein Parkplatz mit dem Namen "Beluga-Point". Dort umbedingt anhalten, denn der Parkplatz hat seinen Namen verdient: Kaum hatten wir dort gehalten, zog gut sichtbar eine große Herde Beluga-Wale an uns vorbei! Das wollten wir in Alaska erlebt haben - abgehakt.

AWO Abb. 23.1: Kaum zu glauben, aber war. Der weiße Punkt ungefähr in der Bildmitte ist ein Beluga-Wal, der am "Beluga-Point" vorbeizieht

Nach einer guten weiteren Stunde kommt linker Hand der Abzweig nach Girdwood. Oben im Wald, am Ende einer unbefestigten Straße liegt die Crow Creek Goldmine. Hier kann man wacklige Holzhuettchen, eine Tin-Lizzy und noch eine Menge von gut 100-jährigen Alltags- und Arbeitsgegenständen angucken. Für Kinder ist das okay, weil es eine Menge zu entdecken gibt. Wer will und bereit ist, dafür 20 Dollar pro Person zu zahlen, kann sein Glück als Goldgräber versuchen und im nahen Flusslauf mit Schaufel und Pfanne Goldwaschen (was man findet, darf man behalten). Das klingt lustig, aber das Wasser ist eisig und der Flusslauf schattig. Nichts für kleine Kinder und auch wir Großen verlieren da vermutlich schnell die Lust, denn man bei wasserdichte Kleidung und Ausdauer. Zugucken hat uns gereicht.

AWO Abb. 23.2: Hobby-Goldwäscher im eisigen Crow Creek bei Girdwood - wir hatten kein Interesse daran, ein "Panner" zu werden

Hinter den drei Häusern, die den Ortskern von Girdwood bilden, liegt das Alyeska Resort. Hier liegt ein traditionelles Skigebiet Alaskas und etliche Sessellifte ziehen sich an den Hängen hoch. Im Sommer Wandern, Mountainbiken, Klettern und Paragliden hier alle, was das Zeut hält. Manche laufen auch mit kleinen Kindern und Badelatschen zur Gipfelstation - entspannter und für Kinder stets eine Topp-Attraktion ist die Seilbahnfahrt zur Spitze. Oben kann man Snacken oder die Gleitschirmflieger beim Start beobachten. Bei schönen Wetter ist die Sicht der Hammer.

AWO Abb. 23.3: Seilbahnfahren ist für Klein und Groß meistens ein großer Spaß

Zwei super schöne, sonnige Sommertage hatten wir während unserer Woche in Alaska - davon haben wir einen in Gridwood verbracht und den anderen in der Resurraction Bay. Dazu später mehr.

Donnerstag, 25. August 2011

Alltag woanders (22): "Geschichten-Stadt" lädt die Kleinsten zum Lesen und zur Kreativität ein

Wenn man mit Kindern reist, ist das Beste, Freunde zu besuchen, die selber Kinder haben. So lernt man manchen Geheimtipp kennen, den man in keinem Reiseführer gefunden hätte. In unserem Fall war der Großraum Washington D.C. noch unbekanntes Terrain. Die Hauptstadt selbst hatten wir bereits vor zwei Jahren mit dem Größeren erkundet und waren dabei insbesondere davon begeistert, dass alle Museen kostenlos sind. Das gilt überigens auch für den Zoo, den wir in diesem Jahr besucht haben - allerdings nicht für das Parken dort: Dabei wird abkassiert, was an Eintritt gespart wurde.

AWO 22.1: Die Erlebnisstrasse der Geschichten-Stadt

Richtig gut hat uns das "Storyville" der Bücherei in Woodlawn im Baltimore County - es handelt sich dabei um eine Miniaturerlebnis-Welt für Kinder bis 5 Jahre, in der verschiedene Alltagsituationen nachgespielt werden können. Da es eine Bücherei ist, finden sich überall korrespondierende Buchangebote, um das Leseinteresse der Kleinen zu beflügeln. Unser Größerer war mit fast vier genau im richtigen Alter, um dort richtig Spaß zu haben.

AWO 22.2: Ein Kaufmannsladen, in dem nichts fehlt - der Traum aller kleinen Kaufleute

Besonders angetan war er von dem gut sortierten Kaufmannsladen und der Straßenbahn. Wir Eltern waren auch von der gut sortierten Küche ganz begeistert, aber die hat ihn während unserer Besuchs weniger interessiert. Alles ist sehr massiv und hat gar nichts von einem Mini-Disney und ist überhaupt nicht so plastikartig, wie man es in Amerika vielleicht eher vermutet hättet. Mit Kindern im richtigen Alter bei Regenwetter ein Bombenprogramm!

AWO 22.3: "Port Discovery" - das Kindermuseum in Baltimore

In Baltimores Innenstadt direkt am Hafen gibt es noch so etwas, wie die große Schwester der kleinen Geschichten-Stadt im Umland: Das Kinder-Museum Port Discovery. Im Prinzip gibt es auch hier verschiedene Erlebnis-Stationen, die alle über ein riesiges Klettergerüst, das sich über die drei Etagen des ehemaligen Fischmarkt-Gebäudes erstreckt, verbunden sind. Da natürlich viel mehr Besucher da täglich durchgeschleust werden, ist alles etwas gröber, belastbarer und stabiler als in der kleineren Variante. Während das Angebot der Bücherei kostenfrei ist, wird im Museum von jedem Besucher ab zwei Jahren 13 US$ verlangt. Wir waren an einem Tag dort, an dem es ab 16 Uhr Tickets für zwei Dollar pro Person gab - das war günstig, aber man musste auch anstehen und drinnen war es rappelvoll.

Dienstag, 16. August 2011

Alltag woanders (21): Ein Gastkommentar vor der Abreise

Kurz bevor wir mit Kind und Kegel und Mann und Maus aufbrachen erreichte uns folgende Vision aus dem besorgen Bekannten- und Freundeskreis:

Kommt bei einem so langen Urlaub bloß nicht auf die Idee Aussteiger zu werden. Ich habe keine Lust Euch in einer der Auswanderersendungen zu sehen und mich dann Fremdschämen zu müssen. Ich höre schon den Sprecher aus dem Off: Schon lange wollte Stefan aus seinem stressigen Führungsjob bei einem großen Energieversorgers ausbrechen. Immer wieder stellte er sich die Frage nach dem Sinn seiner Arbeit und träumte von einem kleinen Drive-In Dinner an der Route 66. Lang war seine Frau Sachi skeptisch, doch letztendlich konnte er Sie für seine Traum gewinnen. Nun stehen Sie vor dem Streamliner, den sie bei Ebay ersteigert haben und den sie zum Imbiss umbauen wollen. Wie ein Traum sieht der Wagen allerdings nicht aus und auch die Behördengänge erweisen sich als komplizierter als erwartet. Die junge Familie hatte nicht damit gerechnet, dass man für die Eröffnung eines Restaurants einen Gewerbeschein benötigt…

Also tut uns das bitte nicht an!

Samstag, 13. August 2011

Kindergarten-Community (1): Ausgangslage

Das morgendliche Bringen und nachmittägliche Abholen der Kinder mag traditionell die Tausch- und Tratschbörse der Mütter und Väter im Kindergarten gewesen sein. Inzwischen sind die meisten berufstätig und verbringen mehr Zeit im Büro vor dem Rechner als im Eingangsbereich des Kindergartens. Die logische Schlussfolgerung: Den Austausch und den Tratsch dahin bringen, wo die Menschen sind und den Vorraum des Kindergartens ins Internet verlegen.

Genügend Möglichkeiten dazu gab es auch schon vor dem "Web 2.0" (Foren, Bulletinboard, etc.), obwohl vieles jetzt noch einfacher und konsequenter ist. Meinvz.net, Lokalisten.de, Yahoo Groups und Facebook rufen doch allesamt "Community! Vernetzt euch!" und es könnte so schön wie einfach sein: Account angelegen, Gruppe eröffnen und mächtig Daten austauschen. Das Problem: der Datenschutz! Bei einigen Plattformem ist nicht einmal klar, ob mir die Daten überhaupt noch gehören, die ich dort abwerfe. Aber klar ist, dass man wenig Kontrolle hat, was mit den Daten letztendlich wirklich passiert und noch weniger Einfluss hat man auf Gestaltung, Ausbau und Funktion. Dafür kostet es nichts; man bezahlt - ähnlich bei AmericanExpress - einfach mit seinem guten Namen.

Alternativ könnte man auf eine Plattform gehen, die sich ausschliesslich dem Austausch zwischen Familien und ihren Bezugsgruppen (Kindergarten, Schule, Sportverein) verschrieben haben und den Datenschutz als besonderes Leistungsmerkmal hervorheben. Neulich hatte die Düsseldorfer Familien-Zeitschrift "Libelle" auf ein solches Projekt verwiesen: MeineFamilie.de. Letztendlich so eine Art Facebook für Familien - nur halt mit Datenschutz. Sicher keine schlechte Idee, aber auch kann man nicht hinter die Kulissen gucken kann und weil das Angebot darüber hinaus auch noch werbefrei ist, muss es am Ende des Tages eben auch etwas kosten.

Auf der anderen Seite erhöht man auch die "kritische Masse", wenn eine kleine Community in einer Größeren platziert wird. Es besteht die Möglichkeit zum Austausch über die eigene Gruppe hinweg, was ja manchmal auch belebend sein, wenn das überhaupt gewünscht ist. Sozusagen als öffentlicher Aushang des Kindergartens.

Letztendlich muss man abwägen: Wieviel Masse, Schwung und Drehmoment liefert mir eine große, populäre Plattform im Verhältnis zu dem Risiko des unkontrollierbaren Schutzes der eigenen Daten. Mir erschien es sinnvoll, den Weg einer eigenen Community zu wählen.

Dienstag, 26. Juli 2011

Alltag (55): Das kleine "Rundum-Glücklich-Paket"

Jedes kind ist anders - und alle Eltern, die mehr als eines haben, können davon ein Lied singen. Wenn man erst recht frisch ein Zweites hat, kann man noch ganz naiv über diese Alltagsweisheit staunen.

Während der Erste gut schlief, gut aß und sich auch mal ohne Quengelein ablegen ließ, braucht Nummer 2 ständig Körperkontakt, ist beim Essen sehr wählerisch und schläft tagsüber de facto nie. In den nun fast ersten sechs Monaten war er eindeutig anstrengender als sein älterer Bruder, der eher ein "Kind zum Üben" war.

So sehr sich der kleine Neuankömmling auch mit den Widrigkeiten der Welt gequält haben mag, so spürt am doch zusehends, dass er immer mehr ankommt und inzwischen gibt es auch viele Momente, in denen er einfach glücklich glucksend auf einer Schulter von uns hängt, sein Köpfchen in der Halskuhle kuschelt und einfach ein kleines "Rundum-Glücklich-Paket" ist. Wir würden diesen kleinen Mann gegen nichts und niemanden eintauschen wollen!

Montag, 18. Juli 2011

Alltag (54): Der Handy-Held

Unverhofft kommt oft - dabei war es eher dem Nieselregel geschuldet, dass ich mit den zwei Jungs in einen e-plus / base Laden flüchtete, während sich meine Frau im anliegenden Modetempel noch ein bisschen umsehen wollte. Unmotiviert schaute ich mir das ein oder andere neue Smartphone an und sagte zum Verkaufspersonal das Übliche "Ich sehe mich nur um", was eigentlich heißt: "Ich brauche keine Beratung, weil ich sowieso nichts kaufe."

Da sagte einer der Verkäufer zu unserem Dreijährigen: "Warte mal, ich habe was für Dich" und verschwand hinter einer Tür. Da kam er gleich wieder raus und brachte zwei täuschend echt aussehende Handy-Attrapen mit, die nachts in der Auslage liegen blieben können. Dabei handelt es sich um "echte" Handys - halt nur ohne Technik drin.
Abb. A54.1: Die Objekte der Begierde

Solch leuchtendede Augen sahen bisher nur zu Weihnachten vor dem Christbaum und die Aufregung kannte keine Grenzen mehr. Das Gooogle-Phone wurde gleich zum iPhone und das Samsung das SMS und Foto-Handy. Ich glaube, unser Sohn war der stolzeste Dreijährige an diesem Tag.

Das hat uns gefreut. Die anderen Folgen weniger: Der weitere Shopping-Nachmittag war gelaufen, denn pausenlos mussten die neuen Schätze herausgeholt, betrachtet, gestreichelt und benutzt werden. Da kann man nicht mehr geradeaus laufen oder beim Essen im Restaurant sitzenbleiben.

Und natürlich kann man auch nicht ohne seine neuen Handys schlafen gehen. Wenigstens haben wir es so weit geschafft, dass wir die Gute-Nacht-Geschichte verkürzen und stattdessen noch gemeinsam simsen. Auch darf nur ein Handy mit im Bett schlafen - als Wecker -, das andere schläft auf der Kommode. Mit in den Kindergarten dürfen die beiden neuen Freunde nicht - aber erzählen wird er bestimmt von ihnen.

Montag, 11. Juli 2011

Alltag (53): Kleine Katastrophenübung am Blaulichttag

Der "Blaulichttag" ist eine nette Erfindung für alle kleinen Jungs und Papas, die kleine Jungs geblieben sind. In Düsseldorf kommen dann an einem Sonntag vor den Sommerferien alle Rettungsdienste zusammen und zeigen, was sie so zu zeigen haben: Feuerwehr, Polizei, THW, Rotes Kreuz, DLRG, ASB etc. usw. Man spart sich mindestens sieben Tage der offenen Tür und bekommt alles auf einmal zu sehen.

Abb. A53.1: Mächtig Tatütata und ordentlich was aufgefahren am Rhein

Also bin auch los ich mit den beiden Jungs zum Apolloplatz am Rhein. Wobei das in unserem Falle bereits eine Art familiäre kleine Katastrophenübung war: Mama war krank und musste den ganzen Sonntag das Bett hüten, was für Väter dann tatsächliche eine kleine Katastrophe bedeutet, wenn sie den ganzen (All-) Tag auf einmal alleine schmeissen müssen. Vor allem, wenn sie das Stillen des Säuglings nicht ohne Weiteres übernehmen können.

Bei der Anreise haben wir erstmal die S-Bahn verpasst, aber wurden später dadurch entschädigt, dass wir mit einer alten Museums-Straßenbahn zu den Blaulichter gefahren wurden. Da wurde es ein bisschen anstrengend: Der Größere traute sich mit seinen drei Jahren manchmal noch nicht so richtig ran und verließ die Warteschlange vor dem Drehleiterwagen immer wieder, bevor er dran war und mit dem Kinderwagen konnte man nicht immer Gedrängel gut mitschwimmen. So musste ich dann abwägen, wann ich den Kleinen im Kinderwagen schreien lasse, um mit dem Größeren zum Beispiel in einen Notarztwagen zu klettern.

Das Hauptproblem ist der unglaubliche Lärm: Ein Blaulicht mag ja an sich was Ruhiges sein, aber das sie begleitende Martinshorn bläst jedes Kindchen aus dem Mittagschläfchen. Und wir reden hier nicht von einem Einsatzwagen, sondern von über 40!

Mittwoch, 6. Juli 2011

Sinn und Zweck (11): Die Sache mit der falschen Fleischwurst

Ich bin in diesem Blog stets bemueht ausschließlich eigenes Material zu verwenden oder die Quellen klar zu kennzeichnen. Wenn dies an einigen Stellen nicht so gut geglungen sein sollte, dann handelt es sich um eher um Flüchtig- oder Nachlässigkeit als um Vorsatz.

Vor über zwei Jahren hatte ich hier einen Beitrag über Fleischwurst-Präferenzen beim Nachwuchs veröffentlicht. Bebildert hatte ich den Beitrag mit einem Foto einer Fleischwurst, das ich aus dem Netz hatte, von dem ich aber glaubte, dass es verwendet werden durfte. Vor ein paar Tagen erhielt ich eine automatisierte Mail des Plattformbetreibers, dass man diesen Beitrag wegen Verstoßes gegen das Urheberrecht offline gestellt habe.

Ich habe erst gar nicht genau verstanden, worum es geht und dachte es könnte vielleicht daranliegen, dass in der Überschrift des Beitrages das Wort "geil" zu finden ist und ich bei den Metadaten "keine Altersbeschränkung" gewählt hatte. Aber nein, es ging um das Fleischwurst-Bild, dass aus dem betreffenden Beitrag bereits gelöscht war.

So ganz nach vollziehbar war das alles nicht, weil der ganze Vorgang auf US-amerikanischen Recht basiert und alles, was es darüber zu lesen gibt, ist in Englisch. Wenn es um juristische Spitzfindigkeiten geht, verlässt mich mein Alltags- und Small-talk-Englisch zusehends und auch auf E-Mail-Nachfrage erhielt ich auch keine Antwort.

Ich habe nun unsere Fleischwurst auf unserem Küchentisch fotografiert, das Bild im beanstandeten Beitrag ausgewechselt und hoffe nun damit, auf der rechtlich sicheren Seite zu sein.

Mittwoch, 29. Juni 2011

Was es sonst noch gibt (7): Die Pitt / Jolies - eine ganz normale Familie

Der Höhepunkt des Arztbesuches ist die Zeitschriftenlektüre im Wartezimmer. Und da man fast immer lange warten muss, habe ich neben zwei Ausgaben "Schöner Wohnen", einem "Stern" auch in der "Gala" vom 01. Juni 2011 geblättert. Darin ein Interview mit Brad Pitt zu seiner Sicht auf seine Vaterrolle.

Darin sagt er nicht viel - weil er ja eigentlich auch seinen neuen Film promoten möchte - aber er sagt auch sinngemäß (denn ich habe das Interview nicht rausgerissen und mitgenommen): "Wir sind eine ganz normale Familie. Beim Frühstück zum Beispiel geht es bei uns drunter und drüber und dann landet der Pfannkuchenteig auch mal an der Wand." - Der einzige Unterschied zu wirklich "ganz normalen" Familien: Die Eltern müssen es ja nicht wegwischen - dafür wird es im Hause Pitt / Jolie sicher Personal geben...

Montag, 27. Juni 2011

Alltag woanders (20): Fernreisen

Mit Fernreisen ist es so ähnlich wie mit Wohneigentum: Es scheint gesellschaftlich ganz spezifische Erwartungen an junge Familien zugeben. Dazu gehört, dass Familien mit kleinen Kindern Wohneigentum und diesen möglichst im Grünen oder im Reihenhaus suchen müssten und dass man eine Ferienwohnung an der See oder im Schwarzwald zu nehmen habe, anstatt in mit dem Flieger in die Ferne zu reisen.

Verstehen können wir das nicht und diesen Erwartungen entsprechen möchten wir noch weniger. Zumal wir als deutsch-japanische Familie auf Reisen in die asiatische Heimat auch nicht verzichten können und wollen. Aber auch zu reinen Vergnügensreisen sind wir bereit Kind und Kegel einzupacken und loszufliegen und setzen uns gerne dafür auch dem Unverständnis unserer Umwelt aus: "Muss das denn sein? Mit den Kindern nach Amerika? Die haben doch nichts davon..."

Doch: Haben sie! Nämlich entspannte und glückliche Eltern. Wenn es den Eltern gut geht, geht es auch den Kindern gut. Deshalb fahren wir mit unseren kleinen Kindern in ferne Länder. Natürlich immer nur, wenn die Rahmenbedingungen stimmen - daher auch eher USA als Mekong-Delta.

Donnerstag, 9. Juni 2011

Basteln (10): Wir basteln uns eine Trommelwiege

Wir haben uns eine Wiege für die ersten Lebensmonate unserer Nummer 2 gemietet. Man holt sie in einem cirka Meter mal Meter grossen Pappkarton im Kinderbettenladen seines Vertrauens ab. Zum Transport braucht man schon ein bisschen Platz im Auto - mit zwei Kindern und Kinderwagen an Board kann es da schon eng werden.

In dem Karton ist überraschend wenig drin: Zwei runde Scheiben, ein Brett, zwei Beine, 13 Stangen, eine überschaubare Menge von Schrauben und ein Tuch. Richtig gelesen: Eine Bauanleitung befindet sich nicht darin. Während ich die Einzelteile explorativ aneinanderhalte und den Kinderbettenladen unseres Vertrauens ein bisschen verfluchte und mich fragte, warum man den Mietern nicht eine Kopie der Bauanleitung, die man mehrfach kopiert im Büro haben könnte, mitgeben kann, hatte meine Gattin in der selben Zeit das Dokument aus dem Internet geladen, ausgedruckt und legte es mir auf meine Baustelle.

Abb. B10.1: Das soll mal eine Trommelwiege werden...

Das Brett bildet die spätere Liegefläche und wird zwischen den beiden Scheiben montiert. Aber nicht gleich festschrauben, denn es müssen noch alle 13 Stangen, die die seitliche Begrenzung bilden sollen, ebenfalls dazwischen. Man fragt sich, wo mal all die Hände hernehmen soll, um die wackligen Stangen in Position zu halten, bis sie durch das Verschrauben der Scheiben mit dem Liegebrett ebenfalls fixiert sind. Zu zweit geht es einigermaßen und wir haben die Trommel dann doch recht schnell montiert. Diese nun einfach in die Beine mit den Rollen einzuhängen ist kein Akt.

Aber das Tuch wirft doch noch einige Fragen auf: Es muss zwischen den Stangen durchgewickelt werden und auf der Liegefläche mit einem Faden zugeschnürt werden.

Abb. B10.2: Links die Schnürung - Rechts die ganze Wiege

Eine Mietwiege kommt natürlich ohne Matratze. Bei den Kleinen geht ja auch manchmal was daneben und wer möchte sein Neugeborenes gerne auf eine olle Matratzke legen, von der nicht klar ist, wer sie alles schon benutzt hat? Da wir einen Bollerwagen haben, können wir die kleine, neu gekaufte Matratze auch weiterhin gut nutzen; sie werden auch praktischer Weise gleich als "Wiegen- und Bollerwagenmatratzen" bei ebay angeboten.

Die Bauanleitung aus dem Netz

Montag, 6. Juni 2011

Alltag (52): Der Trend geht zur Mietwiege

Kaufen oder Mieten? Diese Diskussion kennen fast alle Eltern junger Kinder - meistens ist dies auf die Wohnsituation bezogen, bei uns ging es um das Thema Stubenwagen bzw. Wiege. Beim ersten Kind hatten wir so etwas nicht, aber die Wohnung war auch so überschaubar klein, dass wir für ein solches Gefährt in keinem der Räume richtig Platz gehabt hätten.

Als der Zweite kam, wohnten wir schon in unser eher als geräumig zu beeichnenden Altbauwohnung bezogen und dachten, es wäre ganz praktisch, wenn wir den Neuankömmling schlafend bzw. liegend durch die Wohnung rollen und so auch ein mobiles Bett für ihn in den ersten Lebenswochen mit ins Schlafzimmer nehmen könnten. Eine tolle Idee, die nur an der Stelle ein Loch hat, wo es um den Preis geht: Alle Modelle, die uns gefielen, waren umverschämt teuer dafür, dass man sie nur in den ersten drei Lebensmonaten nutzen kann. Da sind die Wertverfallsraten dramatischer als bei Neuwagen!

Da fiel uns beim Kinderbettenhändler unseres Vertrauens, als wir das Hochbettsystem für den "Großen" gekauft haben, ein Flyer des hauseigenen Mietwiegen-Service in die Hände. Das war ganz nach unserem Geschmack: Hochwertige Wiegen gegen einmalige Pfandhinterlegung für 20 Euro pro Monat - das war genau das, was wir gesucht haben. Frühzeitige Reservierung wird empfohlen.

Donnerstag, 2. Juni 2011

Basteln (9): Das Fleischauto

Es war wieder einmal mal Wochenende, als unser größerer Sohn sagt: "Papa, ich will ein Auto bemalen." Nun hatten wir kein bemalbares Auto griffbereit, aber einen Bogen Pappe und eine Schere.

Freihändig zeichnete ich die Seitenansicht auf ein kindgerechtes Auto und vervollständigte sie ohne Lineal, Winkelmaß und Hilfslinien zu einem vollständigen Autofaltbogen (wobei ich leider nicht an die Klebekanten dachte). Ausgeschnitten und gefalzt ergab es tatsächlich ein Auto und ich muss zugeben auch ein bisschen stolz zu sein, dass so einfach "aus der Hand" hinbekommen zu haben.

Das ist meinem Sohn egal, denn es ging ihm ja ohnehin nur um Dekorieren. Also: Schere, Klebestift und Werbeprospekte geholt und schon kann es losgehen. Weil die Grillsaison begonnen hat, sind die Supermarktwurfsendungen voll mit Schweinebäuchen und Würstchen. Zuerst wird ein mariniertes Holzfäller-Steak ausgeschnitten, es folgt ein Berg Hackfleisch und Würstchen, sowie grünlich schimmernde mit Bärlauch bearbeitete Hühnerbrüste. Mit jedem geklebten Element wird das Auto bizarrer: Ein reines Fleischmobil! Das perfekte Geburtstagsgeschenk für Kids in Veganer-Familien.

Abb. B9.1: Fleischauto von hinten und von vorn

Da hilft auch nicht, dass wir auf einen der hinteren Kotflügel einen Guggelhopf im Glas und eine Scheibe Brot verbauen. Am Ende kleben wir noch Gesichter auf die Fensterflächen des rollenden Fleischmasse, aber das macht es auch nicht viel besser. Aber mal ganz ehrlich: Mir sind Fleischberge lieber als Ponys, Schmetterlinge und pinke Elfen. Ein bisschen stolz bin ich schon auf meinen Sohn für sein sichere Händchen beim Dekorieren.

Samstag, 28. Mai 2011

Papier ist geduldig (8): Berufsnörgler

Neulich stieß ich im Bücherladen auf den provokanten Titel "Kinderkacke". Der spontane Blick ins Buch ließ mich im Abschnitt "Sonntag mit Schrecken" (S. 147ff) landen und die Schilderung der Angst der Eltern vor dem Wochenende traf einen leidgeplaten Nerv.

Leider traf dann die vollständige Lektüre ein ganzes Bündel Nerven, weil die fortgesetzte Lektüre genau auf die selben ging. Ein Berliner Elternpaar, dass in den hedoistisch geprägten 1990er Jahre jung war (Gerhard Schulzes "Erlebnisgesellschaft" lässt grüßen) findet alles Familiäre doof, weil es keinen Spaß macht.

Jedem, der seine Kinder liebt, gehen die kleinen Monster auch irgendwann gewaltig auf den Keks und wer anders behauptet, der lügt. Das lässt sich auch sicher in einen lockeren Text verpacken. Was aber aus der lockeren Verpackung der "Kinderkacke" quillt, ist tatsächlich an vielen Stellen eine solche.

Die Idee als Mutter und Vater in verteilten Rollen aus der jeweiligen Perspektive zu schreiben hat einen gewissen Charme. Auch das aus dem Bayerischen bekannte chronische "Granteln" ist ein unterhaltsames, denn überhöhendes Stilelement. So was kann als Serie episodisch unterhaltsam sein, aber in einem Buch hintereinanderweg macht es eher schlechte Laune.

Frustriert die Welt anzugiften, wäscht sich aber recht schnell aus: Das Elterngeld ist Mist, die Arbeits- und Betreuungsmöglichkeiten sind Mist, Bahnfahren ist Mist, das Diktat der Modeindustrie ist Mist, Wohneigentum ist Mist und die eigenen Eltern nerven.

Die Liste klingt sehr pubertär und das immer die anderen oder die allgemeinen Bedingungen schuld an der Misere sind, wirkt ebenfalls so. Dabei hat der unzufriedende Papa eine Saisonkarte fürs Fußballstadion, geht morgens joggen und hängt abends mit Freunden in der Kneipe oder auf Parties ab und hat in seinem Arbeitszimmer ein kleines Tonstudio. Alles Dinge, von denen die meisten anderen Väter (und Mütter) nur träumen können - und trotzdem sind sie nicht so unzufrieden wie die Autoren.

Erst habe ich mich geärgert, dann taten sie mir leid. Erst wollte ich ihnen (virtuell) eine kleben, nun möchte ich sie nur noch drücken. Aber es gibt ja auch einiges gut Gemeintes im an so vielen Stellen weniger gut Gemachten. So schreibt Thomas über die Rolle der neuen Väter: "Wir sind gerade erst im Mittelalter der Vaterschaft angekommen. Auf Renaissance und Aufklärung warten wir noch vergeblich." (S. 174) Das ist ein starke Metapher, aber irgendwie bringe ich mehr Verständnis für die Schilderungen von Julia auf. Auch hier mangelt es nicht an guten Sequenzen: "Das Leben mit Kind gleicht einem mafiösen System von Erpressungen un Bestechungen." (S. 127) Richtig gelungen ist jedenfalls das Fazit der gemeisamen Schreibarbeit: "[E]s gibt eine Sache, die viel blöder ist, als Kinder zu haben, und das ist: keine Kinder zu haben." (S. 218)

Ein Projekt, das so polarisierend wirkt, dass ich mich richtig lang und breit dazu ausslasse, kann dann gar nicht verkehrt gewesen sein - zumindest hat es ja Wirkung erzeugt.


Idee:



Umsetzung:



Mehrwert:




Dienstag, 24. Mai 2011

Alltag (51): Partzipienreiter

Die Partizipbildung im Deutschen ist gar nicht so leicht und manchmal auch nicht ganz logisch. Bei Kindern im beginnenden Kindergartenalter sorgt für die schönsten Stilblüten. Uns gefiel schon seit längerer Zeit die Wortbildung "gebest", die sich von Besen ableitet und meint eigentlich "gefegt". Im vollständigem Satz: "Hast Du schon die Krümel unter dem Tisch weggebest?"

Ein neuerliches Highlight ist "geschleift" als Ableitung von "eine Schleife gebunden". Im vollständigem Satz: "Papa, hast Du schon gesehen wie schön die Kindergärtnerin das Herz an Mamas Muttertagsgeschenk geschleift hat?"

Wir freuen uns auf Fortsetzungen.

Dienstag, 17. Mai 2011

Basteln (8): 'ne Schubkarre für Mama

Kindergärten sind eine tolle Sache. Musste ich im vergangenen Jahr die Muttertagsbastelei mit noch selber ausdenken, betreuen und anleiten, übernimmt der Kindergarten auch in diesem Bereich die Lebensführung. Fast acht Wochen vor dem Muttertag werden die Väter mit den Kindern samstags zum Muttertagsbasteln in die Einrichtung eingeladen.

Da wir unseren Kindergarten nur mit dem Auto erreichen können, kommt meine Frau mit, setzt sich aber brav zu Starbuck's ab, weil ja alles vor den Mamas geheimgehalten werden muss.
Es sind fast alle Väter brav eingerückt - viele von Ihnen habe ich noch nie gesehen. Die Erzieherinnen sagen, worum es geht: Die Kinder sollen eine kleine hölzerne Schubkarre anmalen und die Väter sie dabei beaufsichtigen bzw. unterstüzten. Dann werden die Karren im Kiga getrocknet, von den Erzieherinnen lackiert. Anschliessend füllen die Kinder Blumenerde ein und bepflanzen diese mit Kressessprossen, die sie gezogen haben.

Abb. B 8.1: Selbstbemalte Schubkarren lassen Mütterherzen höher schlagen

Es ist wirklich ganz unterhaltsam - insbesondere deswegen, weil einige Väter bemüht sind, ihren Kindern ein Farbkonzept zu vermitteln oder sie zu überzeugen Flächen wenigstens einfarbig anzumalen. Klappt natürlich alles nicht! Der Pinsel taucht in alle Farbschälchen und die meisten Schubkarren leuchten in den allerschönsten Mischfarben. Alles geht aber überraschend stressfrei und locker über die Bühne und nach einer guten Stunde sind alle Schubkarren bemalt und der erste Schwung Väter und Kinder muss raus, denn gleich kommen die Väter und Kinder der anderen Kindergartengruppen.

Kurz vor Muttertag sollen die Eltern Plastiktüten mitbringen, in denen den Kindern die Baselarbeit blickdicht mitgeben wird. Meine Frau hat sich brav am Muttertag gefreut. Dass es an dem Tag dennoch Stress gab, lag nicht an der kleinen hölzernen Schubkarre mit Kresse.

Mittwoch, 11. Mai 2011

Alltag (50): Geplante Vatertage

Nun steht auch bei Nummer 2 das Thema Elternzeit und Vatermonate wieder an. Nachdem ich beim Großen neun Monate in Teilzeit gearbeitet hatte, um wenigstens anderthalb Tage pro Woche mit dem kleinen Mann verbringen zu können, planen wir diesmal neben zwei Vatermonaten noch weitere vier Monate Teilzeit nach vergleichbaren Muster.

Auf dem Spielplatz, während sich die Kinder mit Sand bewerfen, stelle ich einer befreundeten Familie die Pläne vor. Ich sage: "An dem Tag, wo ich ganz zuhause bin, geht der Kleine dann auch nicht zur Tagesmutter." Darauf die fast entsetzte Reaktion der anderen Mutter: "Warum das denn? Bring ihn doch hin und nutzt den Tag für Dich: Mach Sport, ruh Dich aus oder les ein Buch..."

Hier spricht die erfahrene Mutter zweier Kleinkinder. Überrascht war ich trotzdem: Ich hatte nicht Lob und Bewunderung erwartet - aber eine so ernüchternde Reaktion unterstreicht nur, wie anstrengend die lieben Kleinen den lieben langen Tag so sein können.

Mittwoch, 27. April 2011

Alltag (49): Der Mensch als Tragling

Viele Tiere sind Nestflüchter: Kaum kommen sie zur Welt, werden einmal saubergeleckt, dann stehen sie auf und laufen los. Nicht so der Mensch! Viele würden gar nicht laufen, wenn sie nicht müssten und überbrücken nur schwer die Phase zwischen Kinderwagen und Führerschein, in der sie zumeist zu Fuß unterwegs sein müssen.

Menschenkinder sind Traglinge. Und unser Sohn keine drei Monate alter Sohn lässt sich auch so gut wir gar nicht ablegen. Wir vermuten dahinter ja extrasensorische Fähigkeiten, die für sofortigen Alarm bei Ablegen sorgen. Also liegt er meistens in einer Armbeuge, auf einer Schulter oder im Tragesack.

Nun hält sich der Mensch gerne für die Krone der Schöpfung. Aber seien wir ehrlich: Jede Affen-Mama kann beim Tragen ihrer Jungen mehr Dinge verrichten als wir Menschen! Mit einer Hand Kaffeekochen geht vielleichtg noch, aber E-Mails einhändig zu beantworten ist eher ein Qual. Gut, dass Affen keinen Kaffee kochen oder keine E-Mails schreiben liegt nur daran, dass wir es ihnen noch nicht gezeigt haben - aber vorher sollten wir von ihnen abgucken, wie man sich mit Kind auf dem Arm nicht zwangläufig zum Affen machen muss.

Freitag, 15. April 2011

Alltag (48): Neulich im Stadtpark...

Wir haben unser Domizil auf der anderen Straßenseite eines kleinen, aber feinen Stadtparks aufgeschlagen, den wir gerne und regelmäßig mit Kind und Kegel besuchen. Dort hat es einen kleinen und einen großen Spielplatz, einen Wasserspielplatz, Liegewiesen, Ententeich und drum und dran. Ideal für Runden mit wahlweise Kinderwagen, Dreirad, Laufrad, Sandeimer und Schaufel oder allem zusammen.

Neulich hatten wir dort eine interessante Begegnung: Unser Großer spielte im Sandkasten auf dem kleinen Spielplatz und wir saßen mit Nummer 2 auf der Banke anbei. Auf dem Weg trabte eine der vielen Jogger und Joggerinnen, die den Park genauso für sich beanspruchen wie die Familien. Die trabende Dame bog vom rechten Wege ab und lief zum Spielplatz und setzte sich auf eine Bank zwischen all die Familien und kleinen Kinder. Sie nestelte aus einem Täschchen, was das dynamisch, sportliche Outfit ergänzte, eine Zigarette und paffte unverkrampft und fröhlich allen Familien dicken Rauch ins Gesicht. Als sie fertig geschmaucht hatte, trat sie die Kippe neben der Sandkiste aus und setze ihren Weg trabend fort. Es gehört schon eine gewisse Souverenität bzw. Unverschämtheit dazu, von allen Plätzen im Park ausgerechnet den Kinderspielplatz zum Rauchen auszusuchen.

Manchmal sitzt auch eine ältere Dame dort und liest vertieft in einem Buch. Meistens guckt sie gequält, wenn Kinder zum Spielen auftauchen und verzieht sich dann genervt. Dabei stehen mindestens 70 Bänke im Park NICHT direkt am Spielplatz...

Donnerstag, 7. April 2011

Basteln (7): Suchen, Ausschneiden, Kleben

Es ist nicht immer einfach den großen Kleinen ausreichend Beschäftigung an Wochenenden und Feiertage zu bieten, wenn der Kindergarten geschlossen hat. Da unser dreieinhalbjähriger sich schon etwas länger fürs Schneiden und Ausschneiden mit seiner Kinderschere begeistern kann, kam mir eine Idee, mit der ich hoffte, ihn ein bisschen beschäftigen zu können.

Ich nahm vier farbige DIN A4-Blätter (rot, blau, grün, gelb), die sich irgendwo im Umfeld unseres Schreibtisches finden ließen, und klebte sie zu einer langen Bahn zusammen. Dann gab ich unserem Sohn den Katalog eines Kinderausstatters, zwei Familienzeitschriften, seine Schere und einen Klebestift. Sein Auftrag: In dem Katalog und den Zeitschriften Dinge zu finden, die farblich auf eines der Papierfelder passen, diese dann auszuschneiden und aufzukleben.



Abb. B7.1: Farblehre und Werbekataloge

Als Eltern hatten wir selber berechtigte Zweifel, wie spannend das sein kann. Aber der Spaß entsteht ja dadurch, dass man sich darüber unterhält, warum wann nun gerade was ausgesucht habe. Als erstes wollte unser Sohn Fabian Hammbüchen in knallroter Turnerhose und Trikot ausschneiden und aufkleben. Es folgte ein grünes Bobby-Car, eine winzige dunkelblaue Mütze, eine pinkes Prinzessinnen-Kostüm, das über Fabian Hammbüchen einfach drüber geklebt wurde.

Manchmal waren wir in der Farblehre etwas toleranter, an anderen Stellen haben wir gemeinsam diskutiert, welche Farbe eigentlich viel Anteil an dem Bild habe. Lange Rede - kurzer Sinn: Wir waren dann recht lange mit dem Bastelbild zugange und auch in den folgenden Tagen wollte unser Sohn immer wieder daran weiter basteln. So haben wir recht gut ein verlängertes Wochenende ohne großen Aufwand und ohne viel Vorbereitung gut übertstehen können.

Ob sich das noch einmal reproduzieren ließe? Dann sicher nur in gewissen Variationen, in dem mal zum Beispiel Fahrzeuge oder Tiere suchen und zu Farben sortieren lässt. Die Modellreihe ließe sich auch beliebig verlängern. Es gibt ja auch noch Blumen, Kleidung, Lebensmittel. Letzere flattern ja wöchentlich in den Wurfsendungen der Supermärkte ins Haus.

Freitag, 25. März 2011

Alltag (47): Baby mit Gyrosensor

Es tat etwas gedauert, aber inzwischen hat die Republik gelernt, dass die kleinen Bauteile, die aus einem einfachen Mobiltelefon ein iphone machen, nichts mit dem beliebten griechischem Fleischgericht zu tun haben. Die Gyrosensoren (nicht: Gyrossensoren, die haben nur hungrige Fernfahrer) melden dem Handy, wenn es gekippt, geschüttelt und gerührt wird.

Sie sind so etwas wie ein mechanisches Mittelohr, das diese Funktion für uns Menschen übernimmt. Ich bin mir jedoch ganz sicher, dass unser fünf Wochen alter Sohn darüber hinaus zusätzlich mit einem Armandruck- und einem Körperwärmesensor ausgeliefert wurde. Auf Mamas und Papas Arm schläft er babysüß sofort ein, aber wenn man ihn dann fest schlafend, vorsichtig ablegt, wacht er schlagartig auf und beschwert sich jämmerlich. Wir glauben, dass hier sensorische Fähigkeiten vorhanden sind, die sogar weit über die Intelligenz und die Erfindungskraft der Apple Tüftler und Laboratorien hinausgeht. Wir sollten über ein Patent nachdenken.

Dienstag, 22. März 2011

Alltag (46): Jenseits der "Landliebe"-Romantik aus der TV-Werbung

Der Alltag mit zwei kleinen Kindern - eines davon frisch "geschlüpft" - ist der pure Überlebenskampf. Das sagt einem aber niemand so! Natürlich haben das auch schon andere Paare und Familien geschafft, aber über die Niederschläge, Frustrationen und den Stress - also über alle die 'schmutzigen Details' schweigt man sich gerne aus.

Es ist ja nicht so, dass es der blanke Horror ist - aber es ist eben nicht das pur "Landliebe"-Idyll, das einem die TV-Werbung vorgaukelt. Das ganze Thema entzündet sich eigentlich an den Grußbotschaften, die mich in den vier Wochen Papa-Urlaub nach der Geburt aus dem Büro erreichten. Da standen häufig gut gemeinte Sätze wie "Genieß die Zeit dem Kleinen und Deiner Familie" oder "Macht euch ein paar schöne Tage zu viert".
Abb. A46.1: Lustig ist das Familienleben - aber nur bei "Landliebe" (Ausschnitt aus www.landliebe.de)

Dann habe ich mir immer vor vorgestellt, dass den Kollegen vermutlich vorschwebt, dass man durch weichgezeichnete, sonnige Landschaften streift, sich auf rot-weiß-karierten Picknickdecken fallen lässt und kuschelnd und lachend den Wolken beim Vorbeiziehen am Grashalm zutzelnd zusieht. Das haben wir nicht einmal gemacht!

Stattdessen muss man seine gesamten mühselig antrainierten Alltagsroutinen umstellen. Und bekannter Maßen laufen Reorganisationsprojekte nicht immer reibungslos. Dann merkt man häufig erst in der Praxis, dass der Plan nicht aufgeht - aber das Ergebnis muss trotzdem geliefert werden, weil der Große trotzdem jeden Tag pünktlich in den Kindergarten muss und auch Einkauf erledigt sein will.

Erfahrene Kollegen schreiben eher Dinge wie "Halte durch" oder "Wir spendieren euch eine Prozess-Optimierungsberatung" oder "Wir wünschen euch, dass ihr da heile wieder rauskommt" und blenden die "Landliebe"-Idylle am besten völlig aus.

Donnerstag, 17. März 2011

Alltag (45): Das hohe Lied auf den Kindergarten

Ich glaube, ich habe mich hier noch nicht weiter zum Thema Kindergarten ausgelassen, obwohl das Thema für Familien doch immer so zentral ist. Als wir vor gut anderthalb Jahren nach Düsseldorf gezogen sind, waren wir froh zunächst überhaupt eine Tagesmutter gefunden zu haben. In Bezug auf Kindergartenplätze sah es ganz dunkel aus.

In Düsseldorf bewerben sich verzweifelte Eltern direkt bei den Kindergärten und Kindertagesstätten. Wir hatten unseren Sohn im Sommer vor seinem dritten Geburtstag daher in gut einem Dutzend Einrichtungen angemeldet und gut ein Dutzend Absagen erhalten. Kurz vor den Sommerferien 2010 erhielten wir jedoch einen Anruf, dass er nachrücken könne und somit ab September 2010 als noch Unterdreijähriger einen der begehrten Kindergartenplätze bekommen hatte.

Und das Beste daran: Es war unser Favorit auf der Wunschliste möglicher Kindergärten! Egal, dass er auf der anderen Rheinseite liegt. Egal auch, dass wir für die ersten drei Monate ordentlich Gebühren an die Stadt abdrücken mussten. Ab dem dritten Lebensjahr sind Kindergartenplätze in Düsseldorf zur Zeit gebührenfrei.

Aber am Allerbesten ist, dass unser Sohn seinen Kindergarten liebt und auch wir Eltern lieben seinen Kindergarten: Er fordert und fördet unseren Sohn. Das pädogogische Konzept ist stimmig, die Gruppen werden regelmäßig durchmischt, es gibt viel Programm und Zusatzprogramme (Musik, Sport etc.) über den Elternrat. Das Gebäude und das Außengelände sind klasse und beim Bringen und Abholen nutzt man einfach die dazugehörige Tiefgarage.

Jetzt wo ich geschrieben habe, wie toll der Kindergarten ist, wird um so deutlicher wie sehr wir in alle an den Wochenenden vermissen. Seit unser Sohn nun schon über ein halbes Jahr in den Kindergarten geht, werden die Wochenenden für alle Beteiligten immer anstrengender: Es fehlen die Spielkameraden und das pausenlose Beschäftigungsangebot für die kleinen Leute. Da wird schnell gejammert, genöhlt und sich beschwert: "Keiner spielt mit mir!"

Oh, wir spielen sehr gerne mit unseren Kindern, aber nicht zwölf Stunden am Tag durchgehend - da muss mal Essen zubereitet werden und mal andere Dinge erledigt werden. So kommt so ab Freitag immer wieder: Die Angst der Eltern vor dem Wochenende... - und von den drei Wochen Sommerferien im Kindergarten sprechen wir noch gar nicht!

Montag, 14. März 2011

Umfrage (5): Auskunftsfreudige Väter

Die Datensammlung der "Väterumfrage" von Lisa Priyanka Metzner ist beendet. 171 auskunftsfreudige Väter haben sich gefunden, die der Absolventin Rede und Antwort standen. Wir sind gespannt auf die Auswertung und hoffen, dass wir nach dem ersten Interview mit der Väter-Forscherin auch einen kurzen Vorabblick in die Ergebnisse bekommen können, wenn diese vorliegen. Wir bleiben gespannt und wünschen weiterhin alles Gute für den weiteren Verlauf.

Freitag, 4. März 2011

Sinn und Zweck (10): Von nun an zu viert

Seit Mitte Februar sind wir nun glücklich zu viert. Zu unserem dreijährigen Sohn hat sich ein Brüderchen gesellt und ihn dadurch zum "großen Bruder" und uns als kleine Familie komplett gemacht.

Jetzt ist alles wieder auf Anfang: Die Nächte werden durchwacht und die Windeln sind winzig. Wenigstens weiss man, wie es weitergeht und kann dann doch bei Nummer 2 einiges entspannter angehen lassen. Und neben allen Parallelen ist der Neuankömmling doch ganz anders als sein älterer Bruder.

Abb. SuZ 10.1: Bunte Kette von Glückwunschkarten im neuen Kinderzimmer - da ist noch viel Platz!

Neben dem Glück über die glückliche Geburt sichert mir mein zweiter Sohn natürlich auch meinen Status als bloggener Papa auf längere Sicht. Es wird sicher weiterhin viel zu berichten geben.

Auch wenn dies in modernen Zeiten hier in einem Blog passiert, so sind wir in Bezug auf andere Kommunkationsmittel noch ganz altmodisch und vermissen die gute, alte Tradition zur Geburt eine Glückwunschkarte zu erhalten. Wir haben auf unsere "Unser Sohn ist da!"-E-Mail viele freundliche Antworten erhalten und auch bei Facebook nette Kommentare auf der Wall erhalten, aber eine Glückwunschkarte hebt man für sein Kind doch lieber und länger auf, als ausgedruckte E-Mails. Wer also noch nicht geschrieben hat, möge es jetzt tun.

Dienstag, 22. Februar 2011

Alltag (44): Kuschelgemüse

Wenn man sieht, wie intensiv sich Kleinkinder mit Alltäglichem beschäftigen können, kann man sehr schnell auf Ideen kommen. So ging es mir, als ich vor längerer Zeit unseren Sohn mit einer Lauchstange beobachtete. Das Gemüse hat haptisch einiges zu bieten: Der Schaft ist glatt und lang, die Blätter kantig, aber biegsam und die Wurzeln kitzeln wie eine kleine Bürste.

Da habe ich mir gedacht: Die Welt wäre reicher, gäbe es Kuschelgemüse. Natürlich habe ich da noch nicht geahnt, wie reich die Welt schon lange ist, denn Kuschelgemüse gibt es natürlich schon längst - wie es eigentlich schon alles gibt, von dem man meint, es müsste mal erfunden werden.

Abb. A44.1: Kuschelgemüse von Muji - einiges ist gut zu erkennen, anders muss erraten werden

Es kommt von der japanischen Kaufhauskette Muji und sieht leider gar nicht so aus, wie es prototypisch entwurfen hätte. Beim Kohl und Lauch kann man nicht auf Anhieb erkennen, was es sein soll, was bei Pilz und Karotte einfacher fällt. Und rasseln tut alles auch noch.

Abb. A44.2: Kuschelgemüse-Tüte

Hier wurde meiner Meinung erlebnispädagogisches Potenzial verschenkt. Aber was soll's: Mein Kuschelgemüse hätte ich auch nicht zum vergleichbaren Preis auf den Markt schmeißen können und es spricht ja auch eigentlich nichts dagegen, dass Kinder auch mit echten Gemüse kuscheln - muss halt nur regelmäßig getauscht werden und in die Suppe wandern, wenn es welk wird.