Sonntag, 31. März 2013

Alltag (73): Hinter Gott lang fliegen

Kinder denken manchmal über Dinge nach, über die wir Eltern nur stauen können. Unser Großer neigt dabei mitunter zu religiösen Fragestellungen. Er war noch keine fünf Jahre alt, der fragte er mich vor dem Schlafen gehen, ob die Vögel gegen Gott stoßen.

Ich war verwundert und verstand zuerst nicht ganz recht, aber dann erklärte er mir, was ihn beschäftigte: "Gott ist ja im Himnel. Und die Vögel fliegen auch im Himmel. Und wenn die nun an Gott vorbeifliegen wollen, fliegen die dann vor ihm oder hinter ihm lang oder stoßen die zusammen?" Das war hervorragend kombiniert und mir zu anstrengend die unterschiedlichen Ausdeutungen des Wortes "Himmels" zu erläutern.

Stattdessen einigten wir uns darauf, dass Gott ja auch die Vögel erschaffen habe und deswegen auf sie aufpasse. Vielleicht beugt er sich auch ein bisschen nach vorne, wenn ein ganzer Schwarm kommt, um diesen gut hinter sich vorbei fliegen zu lassen.

Mittwoch, 27. März 2013

Kinderbuch (6): Er kam mit dem Buch...

Es gibt Kinderbücher, die wurden vermutlich für Erwachsene geschrieben. Jedenfalls sind in unserer Familie Papa und Mama die größten Fans von "Er kam mit der Couch" von David Slonim. Nicht nur, dass uns der blaue Typ besonders gut gefällt, sondern die ganze Geschichte ist recht liebevoll erzählt und gemalt und hat zwei herrliche Wendungen. In weit das kindgerecht und pädogisch wertvoll ist, weiß ich nicht, aber bei uns Eltern kam der Spaß beim Vorlesen mit diesem Buch.

Abb. K 6.1: Der schweigsame blaue Typ
Kleine Anekdote am Rande: Wir hatten das Buch schon vor einigen Jahren immer wieder in die Hand genommen, aber es irgendwie verpasst, als der Größere im richtigen Lesealter gewesen war. Als Nummer 2 kam haben wir das Buch dann besorgt, damit wir es nicht noch mal verpassen.

Montag, 25. März 2013

Alltag woanders (33): Badeurlaub und andere Lästigkeiten

Der "große Urlaub" während der gemeinsamen Elernzeit liegt nun schon fast ein anderthalb Jahre zurück, aber es fehlt noch der Bericht zu unerer letzten Station. Unsere fast sechswöchige USA-Reise mit der Familien wurde nach Washington D.C., Alaska (Teil 1 und Teil 2) und Las Vegas durch einen fast dreiwöchigen Florida-Aufenthalt abgerundet.

In Ermangelung anderer Verbindungen landeten wir spät abends in Miami. Da wir eigentlich in Richtung Orlando wollten, hätten wir in dieser Nacht keine Strecke mit mit den übermüdeten Kindern mehr machen können. Geht mal halt mal ins Flughafen-Hotel. Wird schon nicht so schlimm werden fuer eine Nacht. Denkste! Flughafen-Hotels sind überall auf der Welt schäbig und überteuert. Sie verdienen ja immer irgendwie Geld, denn irgendjemand bleibt immer hängen. Hätten wir es besser gewusst, hätten wir doch eines der Hotels mit Shuttleservice zum Flughafen genommen - davon gibt es einige in Miami und für die Nacht vor dem Rückflug hatten wir eines von ihnen auch gebucht.

Nach einer eher deprimierenden Nacht ging es per Mietwagen nach Orlando. Das Floridays Hotel bietet perfekte Familienunterkünfte mit zwei oder drei Schalzimmer und eine vollständig eingerichteten Küche. Es gibt auch einen fantastischen Pool für die Kleinen, aber irgendwie haben wir es da nie reingschafft. In Orlando gibt es neben den bekannten Vergüngungsparks vor allem riesige Outlet-Centers. Was man in den Vergnügungspark an überteuerten Eintritten zahlt, kann man dafür in den Outlet-Centren an DesignerWare wieder einsparen.

Abb. Awo 33.1: Gehört einfach dazu - die Disney-Parade
Wie viele andere Hotels bietet auch das Floridays Shuttlebusse zu den Parks an. Als wir dann im vollen Bus an einem Werktag in der Off-Season an den vielen leeren Parkflächen in Disney World vorbei fuhren, war uns klar, dass das Auto mit den beiden kleinen Kindern die bessere Alternative gewesen wäre. Auch der Ausflug in Kennedy-Space-Center lohnt sich mit den Zwergen nicht wirklich. Alles ist nur in Englisch oder erst ab sieben Jahre und Raumfahrt für einen Dreijährigen ohnehin eine recht abstrakte Sache. Die Außenstationen werden mit Shuttlebussen angesteuert, aber dafür braucht man Zeit und Nerven. Für Teenager bestimmt interessanter und wir werden das sicher wiederholen müssen, wenn die Jungs größer sind.

Abb. Awo 33.2: So muss Urlaub sein - Blick aus dem Schlafzimmer
Das Hotel für den Badeurlaub auf den Keys war hingegen ein Volltreffer. Das Tranquility Bay Hotel auf Key Marathon besteht aus zwei Halbkreisen weiß gestrichenener kleiner Strandhäuschen. Jedes Häuschen ist ein "Hotelzimmer", in der Regel geschnitten wie ein Standardreihenhaus in Deutschland: Unten ist die Küche mit Wohn- und Esszimmer sowie Gäste-WC und Terrasse, oben zwei oder drei Schlafzimmer sowie zwei Bäder und zwei Balkone. Es war der Beginn der Hurricane-Saison, die Preise waren günstig und wir hatten mit elf Nächten für amerikanische Verhältnisse auch einen recht langen Aufenthalt gebucht - also hat man uns ein kleines Upgrade eingeräumt und wir hatten das Häuschen, was fast direkt am Strand lag und mit knapp 160 qm riesig war.

Abb. Awo 33.3: Der größte Pool auf den Keys - für uns war es gerade richtig
Dass wir das Hotel mit dem größten Pool auf den Keys gebucht hatte, haben wir auch erst speäter gemerkt und sehr genossen. Kinderequipment ist leider Mangelware - deswegen hatten wir uns vorher auch ein Reisebettchen gekauft für das Hotel gekauft - und die Betten sind für kleine Leute recht hoch. Dafür hat der Langunen-Pool einen für Kinder idealen Zugang über einen seichtes Gefälle und die Badebucht am Privatstrand ist mit einem festen Zaun vom Meer abgrenzt, damit niemand raus und auch nichts reinkann. Größere Kinder könnte man gefahrlos auf dem Gelände laufen lassen.

Abb. Awo 33.4: Eine der Hauptattraktionen auf Key Marathon - das Schildkröten Krankenhaus
Key Marathon hat touristisch außer schönen Stränden nicht viel zu bieten. Direkt neben unserem Hotel findet sich eine der Hauptattraktionenen: Das Schildkröten Krankenhaus. Hier pflegen engagierte Helfer verletzte und kranke Meeres-Schildkröten, die im großen Pool eines ehemaligen Motels leben. Manche Tiere sind arg geschunden und sehen elend aus. Viele verletzten sich am Müll im Meer und immer wieder werden Tiere von "Hobbyjägern" hapuniert. Zu den Führungen muss man sich vorher anmelden.

Abb. Awo 33.5: Kinderfreundlicher Privat-Strand des Hotels
Darüber hinaus gibt es auf Key Marathon auch eine Kinderarzt Praxis. Gut wenn man sie nicht braucht, aber besser, wenn man tatsächlich zum Arzt muss. Der damals Dreijährige reagierte auf einen Insenktenstich im Gesicht derart allergisch, dass sein Gesicht immer stärker zu schwoll. Dr. Hernandez hat ein Antibiotika verschrieben, dass glückerlicher Weise sehr schnell wirkte. Am Rande sei bemerkt, dass das US-amerikanische Gesundheitssystem tatsächlich interessante Blüten treibt: Der Arztbesuch mit der Verordnung des Antibiotikums hat ca. 100 Euro gekostet, die Medizin selber war dann kostenlos, weil es gerade "Antibiotika Werbewochen" in der Supermarkt-Apotheke gab.

Key Marathon liegt in der Mitte der Inselkette - also muss man auch mal ans Ende nach Key West fahren. Hier darf man auf keinen Fall den fantastischen Spielzeugladen "Key West Toy Factory" in einem der alten Lagerhäuser am Hafen verpassen. Wir sind eher zufällig darüber gestolpfert, weil wir einem heftigem Schauer entgehen wollten. Nachher waren wir dankbar, dass der Regen uns die Spielzeug-Höhle gestrieben hat. Man dort dort - so wie wir und viele andere auch - einfach nur gucken, gucken, gucken. Alle andere touristischen Attraktionen lassen sich den üblichen Reiseführern und dem Internet entnehmen.

Samstag, 16. März 2013

Alltag woanders (32): Odaiba, die freundliche Familieninsel

Jedes Mal, wenn ich in Tokyo bin, steht Odaiba immer ganz oben auf meiner Wunschliste innerstädtischer Ausflugsziele. Die Insel in der Tokyoter Hafenbucht ist so eine Art urbaner Abenteuerpark für die ganze Familie. Es beginnt schon damit, dass die künstliche Insel dem Meer abgerungen wurde, weil die Megapolis neue Flächen brauchte, auf denen sie weiter wuchern konnte. Es geht damit weiter, dass man Odaiba am besten mit einer fahrerlosen Magnetbahnlinie erreichen kann, die "Wackelmöwe" (Yurikamome) heißt und über die doppelstöckige "Regenbogenbrücke" fährt. Schon hier eine Mischung aus Märchenwald und Hightech. Und wenn man auf der anderen Seite ankommt, landet man zwar nicht in einem Topf voll Gold, sondern bei der Freiheitsstatue.

AWO Abb. 32.1: Die zweistöckige Rainbow-Brigde nach Odaiba
Auf Odaiba gibt es Hotels, Badestrände, Shopping-Malls, Museen, die Zentrale von Fuji-TV, Showrooms der Top-Unternehmen und jedes Jahr was Neues. Bei uns ist es schon ein bisschen Tradition dort bei Toyota vorbeizuschauen. Der Schowroom nennt sich "Mega-Web", hat aber mit Internet nichts am Hut - ganz im Gegenteil: Die englischen Inhalte auf der Website sind eher überschaubar.

AWO Abb. 32.2: Toyota Showcase "Megaweb"
Der Höhepunkt für uns und die Jungs ist immer die Ausstellungsfläche mit den aktuellsten Toyota und Lexus Modellen. Das Tolle daran: Man darf überall reinklettern, überall rumfummeln, alle Hebel in Bewegung setzen. Das macht Groß und Klein Spaß - vor allem auch bei den Sondermodellen und denen, die man nur sehr spät oder gar nie in Europa zu Gesicht bekommt.

Es gibt auch noch ein Kino, aber da waren wir noch nicht drin, weil Kind bzw. Kinder noch zu klein dafür waren. Die Formel-1-Fläche wurde wieder abgebaut, seit Toyota sich aus dem Rennzirkus zurückgezogen hat. Vor ein paar Jahren konnte man sich mit einem selbstfahrenden Wagen - ein echtes Automobil, man musste nicht mal lenken - durch die Halle fahren lassen. Jetzt man man alle möglichen aktuellen Modelle auf dem Hof probefahren.

Es gibt auch einiges Innovatives, obwohl die Rezession auch im Showroom der Hauptstad den Glanz der vergangenen Jahre etwas abstumpfen ließ. Es dreht sich alles um Hybrid- und Elektromobilität. Dazu gibt es auch eine ganz nette interaktive Ausstellung, die das erklärt. Das neuestes Gadget: Der i-REAL, eine Art hippiger Rollstuhl als urbane Mobilitätslösung - de facto so etwas wie ein fahrendes iPhone, in das man sich setzen kann. Die historischen Modelle neben an gehören auch dazu. Aber da waren wir noch nicht und man muss ich ja immer noch ein paar Sachen für die künftigen Besuche aufheben.

AWO Abb. 32.3: So eine Art fahrbares iPhone zum Reinsetzen
Unser zweites Besuchs-Highlight dieses Mal war das Sony ExploraScience, eine Art technischer Spielplatz zu den Themen Licht und Ton. Es ist alles etwas grobschlächtiger und Nineties-mäßiger als erwartet, aber vielleicht muss man interaktive Elektrospielzeuge robuster bauen. Im Wesentlichen geht es darum, Licht und Ton auf andere Art zu erfahren: Beim Mischen von Instrumentalklängen, beim Visulisieren von Tönen, Verzerren der Stimme oder Steuerung von Projektionen. Das alles macht Spaß, obwohl die Räume abgedunkelt und fensterlos sind. Und alles geht - wie alles in Japan - recht gesittet von Statten, obwohl hier ständig ganze Kinderhorden durchtoben.

Mal gucken, was wir beim nächsten Tokyo-Besuch auf Odaiba ansehen. Sicher wäre wieder mal ein Besuch im Museum of Emerging Science and Innovation angezeigt, wo Aibo und Qrio für einen tanzten und auf großen Fläche phykalische Experimente gemacht werden konnten - oder wir gehen einfach an den Strand und schauen den großen Schiffen zu.