Sonntag, 28. November 2010

Alltag woanders (18): Ferienwohnung in London

London gilt gemeinhin als teuer, aber es gibt tatsächlich Dinge, die in der britischen Hauptstadt günstiger sind als bei uns: Zum einen gibt es GAP - das ist schon allein deswegen günstiger als bei uns, weil es das bei uns schon lange nicht mehr gibt, aber die Kinderklamotten dort einfach klasse sind. Desweiteren sind Barbour-Jacken gut 30% billiger, falls man sich sowieso eine kaufen wollte. Und darüber hinaus ist Bodyshop bis zu 60% günstiger als bei uns - da nimmt man sich gerne mal einen Jahresvorrat Shampoo mit nachhause. Auch indische Restaurants sind bezahlbar und familienfreudlich - wie z.B. der Mittagstisch im Masala Zone im Covent Garden - ganz im Gegensatz zu den Angeboten im Westen unserer Republik (Berlin mag da eine löbliche Ausnahme sein).
Abb. Awa 18.1: London, wie es Brio sieht - Holzeisenbahn-Perspektive aus der Spielecke des London Transport Museums

Aber was mich bei unserem voradventlichen Kurztripp am meisten und am positivsten überrascht hat, war unser Quartier. Ich kenne in London dunkle Löcher zu stattlichen Tarifen, aber auch nette Hotelzimmer mit besten britischen Service, die ein bisschen "schmal an den Schultern" sind und pro Wochenende mit einem halben Monatsgehalt zu Buche schlagen.

Im Gegensatz zu dem Vorjahrestripp hatten wir diesmal den Junior und Schlepptau und es war klar, dass wir wieder mal zwei Zimmer haben wollten, damit unsere Abende nicht immer gemeinsam beendet werden müssen. Eine Hotel-Suite wäre der Ruin in Raten, also haben wir das Internet nach Ferienwohnungen bzw. "serviced apartments" umgekrempelt. Heraus kam auch ein annehmlich klingender Treffer in der unmittelbaren Nähe der zentralen U-Bahnstation Gloucester Road in Kensington. Uns ist es immer sehr lieb an der Picadilly-Line zu quartieren, denn damit lassen sich der Flughafen und alle zentralen Punkte stets gut erreichen.

Wir hatten ein "one bedroom appartment" im Point West für ca. 120 Euro pro Nacht gebucht. Bekommen haben wir eine komplette ca. 80 qm große Dreizimmer-Wohnung mit eine riesigen Wohn- / Essbereich, einer vollständige Küche (inkl. Geschirrspüler und Waschmaschine), zwei eher kompakte, aber aussreichend grosse Schlafzimmer mit Quennsize-Betten und Einbauschränken, ein Bad und eine Art minimalen Balkon bzw. Freistand. Also in Summe das Vierfache dessen, was man als Hotelzimmer für den doppelten Preis bekommt. Dass nur einmal in der Woche gereinigt wird und es nur einen Satz Handtücher gibt, lässt sich dann noch einigermassen verschmerzen.

Ein weiterer Vorteil ist, dass es im Erdgeschoss des Komplexes einen riesengroßen Sainsbury's ist und rund um die U-Bahnstation die "üblichen Verdächtigungen" zu finden sind: KFC, Burger King, Starbucks. An der Ecke ist ein Post-Office für die Karten für Daheimgebliebene und für's richtige englische Frühstück gibt es gegenüber ein Garfunkel's, in dem man zwei üppige Breakfast-Teller für 10 Pfund bekommt. Es ist also für alles gesorgt!

Übrigens weiß "San Francisco Boy", dass früher mal an der Stelle, dass City Terminal von Heathrow angesiedelt war - nur für die, die es genauer wissen wollen.
Abb. Awa 18.2: Bei Candy Cakes im Untergeschoss des Covent Garden Marktes gibt es quietschbunte Cupcakes, wie sie Gross und Klein gut schmecken. Nur die Musik war dort recht laut und Toiletten gibt es auch nicht.

So, das waren bisher alles nur Dinge, die die Großen erfreuen - was machen denn nun die Kleinen in London? Es gibt recht vieles, was auch Kindern Spaß macht: Ein Klassiker ist wohl das British Science Museum, das man übrigens fußläufig von unserem Appartment erreichen konnte. Hier hat es zu den verschiedenen Themen Erlebnis- und Anfassexponate und Experimentierspielzeuge - unser Dreijähriger hat an allem kräftig herumgezerrt, aber eigentlich müsste man schon ein bisschen älter dafür sein. Und niemand zahlt Eintritt.

Im London Transport Museum am Covent Garden zahlt man bis 16 Jahre auch keinen Eintritt, dafür zahlen die Eltern aber happige 13,50 Pfund. Am besten ein Erwachsener schnappt sich alle Kinder, denen er habhaft werden kann - dann wird es wieder günstiger. Aber der Eintritt lohnt sich allemal: Das Museum bietet alles, was man sich von moderner Museumspädagogik verspricht. Dabei ist es Kompakt und interaktiv, hat die üblichen Großexponate eines Eisenbahnmuseums und Spielecken. Die Kinder bekommen eine Stempelkarte mit und können auf ihrer Zeitreise an den verschiedenen Stationen ihre "Fahrkarte" lochen lassen.
Abb. Awa 18.3: Einen eigenen ganzen Fuhrpark für Kinder gibt es im London Transport Museum. Der Clou: Vor den Lenkränder sind Monitore, die auf denen Touren aus der Perspektive der Fahrer ablaufen.

Wenn es das Wetter zulässt, sollte unbedingt auch ein Abstecher zum Kinderpark "Coram's Field" am Russels Square eingeplant werden. Angeblich steht am Eingang ein großes Schild, dass Erwachsene den Park nur Begleitung von Kindern betreten dürfen - das haben wir aber irgendwie nicht gesehen und ein Kind hatten wir ja ohnehin dabei, aber dafür steht es auch noch mal ganz deutlich auf der Website. Es gibt gepflegte Spielplätze, einen Streichelzoo, Kindertoiletten und eine Parkaufsicht. Der Eintritt ist frei und der Spaß für die Kleinen garantiert. Für die Großen liegt das "Brunswick Center" mit Shops und Cafés auf dem Hin- bzw. dem Rückweg.

Donnerstag, 11. November 2010

Alltag (40): Der bittre Froschmann

"Der weiße Neger Wumbaba" ist schon ein Klassiker des Verhörens und deswegen ja auch als kleines Büchlein erschienen. Mit Kindern steht einem aber ein anderer unerschöpflicher Quell fantastischer Missverständnisse zur Verfügung. Über das jüngste Beispiel müssen wir immer noch Tränen lachen, wenn wir daran denken. Unser fast dreijähriger Sohn, sang ein kleines Textfragment und fragte uns, wie das Lied weitergehe: "'der bittere Froschmann' - wie geht das weiter?"

Großes Rätselraten setzte ein: Wer soll dieser Froschmann sein? Und woher kennt er überhaupt die Metapher "Froschmann"? Je häufiger wir nachfragten, desto ungehaltener wurde er und wiederholte immer "der bittere Froschmann". Als er sein Textfragment noch um "Martin" ergänzte, dämmerte es uns langsam: Im Vorfeld des Martins-Umzuges haben die Kinder im Kindergarten das "St. Martin"-Lied gelernt, dessen zweite Strophe wie folgt geht: "Im Schnee saß / im Schnee saß / im Schnee, da saß ein armer Mann / hat Kleider nicht, hat Lumpen an / Oh, hilf mir doch in dieser Not / sonst ist der bittere Frost mein Tot."

Freitag, 5. November 2010

Alltag (39): Das Ende des Ruftantentums

Wann sind eigentlich die Ruftanten von uns gegangen? Nicht, dass ich ihr Ableben bedauern würde - ich fand es als Kind schon immer komisch, dass wildfremde Menschen als "die Tante" oder "der Onkel" bezeichnet wurden. Grenzwertig war es auch mit den Freunden von Eltern: Es war klar, dass sie keine Onkel und Tanten im klassischen Sinne waren, aber in Ermangelung von Ansprachemöglichkeiten wurden sie dann manchmal auch mit familiären Titeln einbezogen.

Unser Sohn hat nur leibliche bzw. angeheirate Onkel und Tanten und auch davon eigentlich nur ganz, ganz wenige. Zumindest ist die Anrede stimmig, obwohl er auch hier meistens nur die Vornamen verwendet. Unsere Freunde werden nur mit Vornamen benannt und angeredet. Wir kämen gar nicht auf die Idee, ihm Freunde als "Tante Sabine" oder "Onkel Thorsten" vorzustellen. Aber genau dabei fiel mir auch, dass "Rufonkels" und "Ruftanten" uns verlassen haben, still und leise von uns gegangen sind - mögen sie in Frieden ruhen und nicht mehr zurückkommen!

Dienstag, 2. November 2010

Alltag woanders (17): Salzburg mit Kids

Wenn die Tage - wie jetzt im November - trübe und kalt werden, soll man sich sonnige und warme Gedanken machen. Also eine gute Gelegenheit, an unseren Kurz-Tripp von Anfang Juni zurückzudenken, über den ich hier noch nicht berichtet habe. Wir wollten Bekannte aus den USA treffen, die südlich von uns Europa bereisten. Da München wegen einer Messe zu teuer war, haben wir uns in Salzburg verabredet.

Entgegen unserer erfolgreich erprobten Übernachtungsform, bei der wir ein weiteres Zimmer neben dem Schlafzimmer bevorzugen, damit wir nicht jeden Tag mit unserem Kind den Tag beenden müssen, hatten wir diesmal nur ein Zimmer gebucht. Die Alternative wäre ein Quatier fern aller Fußwege und da wir ohne Auto unterwegs waren, wollten wir gern mittendrin in Altstadt bleiben. So sind wir im Elefant, direkt um die Ecke von Mozarts Geburtshaus auf der Getreidegasse, gelandet. Das Haus ist seit über 750 Jahren Hotel - da sollte man einiges an Service-Erfahrung vermuten dürfen. Es war auch alles tipptopp.

Wenn man Salzburg mit Kindern bereist, kann man den Spuren von "Little Amadeus" folgen. Das gibt es wohl auch im Fernsehen oder als Hörspiel - war mir aber bisher noch nicht untergekommen. Auch wenn die Kinder noch nicht groß genug sein sollten, um alles zu verstehen, so haben auch die Eltern Spaß an dieser Form der touristischen Spitzenjagd quer durch die Stadt. Laufroute, Stadtplan und Fragen lassen sich ganz einfach im Netz herunterladen und als Ausdruck mitnehmen. Wenn man die Stationen abgehakt hat, hat man Salzburg gesehen.

Awa 17.1: Entdeckertour durch Salzburg (Auszug)

Der Favorit unseres Sohnes war die "Station 6": Das Rad der Wassermühle der Stiftsbäckerei St. Peter. Wann immer sich die Gelegenheit bot, mussten wir dort verweilen und das Wasserrad bewundern. Dort war es auch, dass er festgelegt "Ingenieur für Mühlräder" zu werden. Wenn man dort die urigen Backwaren ersteht, sollte man Kümmel mögen.

Erwähnt werden sollte unbedingt noch das "Haus der Natur" als interaktives Spiel- und Erlebnismuseum, dass allen etwas bietet und auch bei schlechterem Wetter Spaß garantiert. Die Führung auf der Burg empfiehlt sich umbedingt: Zwar haben die Headsets auch eine Tonspur für Kinder, aber diese brauchen schon eine gewisse Größe und Geduld den Ausführungen zu lauschen und zu folgen. Für die ganz Kleinen sind eher die Riesen-Bauklötze im Innenhof eine Attraktion - hier kann sich jeder kleine Ritter und jedes kleines Burgfräulein die eigene Burg zusammenbauen.