Samstag, 28. April 2012

Was es sonst noch gibt (9): Grausame Frauen

Ich neige der Unterhaltungslektüre zu - was mitunter auch mal sehr obskure Bücher auf meinen Lesestapel spült. Jüngstes Strandgut: "Tyranninnen. Grausame Frauen der Weltgeschichte" von Helmut Werner aus dem Jahre 2010.

Ein Personal-Trainer hatte uns mal erzählt, dass die Geschichte der Menschheit eigentlich nur auf der Geschichte eines guten Dutzends einflussreicher Frauen basiere, die mit ihren Entscheidungen die Geschicke der menschlichen Rasse nachhaltig beeinflusst hätten. Das klang unterhaltsam und dazu wollte ich was lesen. Also habe ich eine handvoll passender Suchbegriff bei Amazon eingehackert und heraus kam: "Tyranninnen. Grausame Frauen der Weltgeschichte" - also eher die dunkle Seite der Macht.

Macht nichts: Lesen wir einfach mal das. Es war richtig guter Schund! Alle Vorurteile und üblen Nachreden wurden gesammelt wiedergegeben. Geschichte ist eben immer auch nur die Geschichte derer, die sie aufschreiben. Und so wundert es nicht, dass in Zeiten männlich dominierter Gesellschaftsstrukturen, die Herrschaft von Frauen etwas ganz Ungeheuerliches war und die vorrangig männlichen Chronisten den Damen alles andichteten, was Ihnen gefiel bzw. eben nicht gefiel.

Vermutlich wäre die Geschichtssammlung männlicher Tyrannen viel umfangreicher und grausamer - aber das war ja auch vormals normal. Eigentlich haben die meisten dieser Herrscherinnen auch nichts anderes gemacht: Gegner ausgeschalten lassen, Affairen gehabt und ein bisschen in Saus und Braus gelebt. Darüber hinaus gab es meistens aber auch recht gute Reformen und properierende Zeiten für Volk und Nation.

Am interessantesten fand ich das Kapitel über russische Zarin Katharina, die Große. Hier hätte ich nach all den seichten Schmuddeladaptionen ihrer Lebensgeschichte, die gerne mal im Privatfernsehen nach Mitternacht liefen, die volle Breitsseite erwartet. Es gibt aber nur eine Liste mit knapp acht Liebhabern, die alle deutlich jünger als sie waren - es tyrannisch wirkt das nicht.

Ansonsten ist das Buch eine kurzweilige Märchenstunde mit ein paar Schauder-Effekten - Unterhaltungsliteratur eben. Noch besser hätte es mir gefallen, wenn der Autor auf dem Schmutztitel die Widmung "Für Mutti" platziert hätte.

Das Buch bei Amazon

Freitag, 27. April 2012

Alltag (61): Der grippale Infekt - Hauptspaß für die ganze Familie

Was einen nicht umbringt, soll einen ja bekanntlich härter machen - momentan fühlen wir uns aber dem Umgebrachtwerden näher als der Härte. Die übliche Geschichte: Ein Kind bringt aus der Betreuung eine laufende Nase, einen rasselnden Husten und nächtliches Fieber mit. Mit Zäpfchen, Nasentropfen und Pinimenthol lacht der kleine Racker nach drei Tagen wieder vergnügt, während bei Mama und Papa die Lymphknoten langsam anschwellen.

Dann wird das Licht ausgeknipst und beide Eltern können fortan nur noch im Halbdunkel mit Kopf- und Gliederschmerzen, Auswurfhusten und verstopfter, wunder Nase vor sich hin vegetieren. Am Ende geht gar nichts mehr, man muss zum Hausarzt und darf dann Antibiotika lutschen, damit das Rasseln in den Lungen irgendwann nachlässt.

Jetzt kommen die erfahrenen Väter mit größeren Kindern ins Spiel: Die erklären einem, dass sie das damals alles auch durchgemacht hätten. Jeden Schnupfen nimmt man von den Pänz mit, wobei die Kids ihr Immunsystem schnell trainiert haben, aber die Erwachsenen sich damit sehr schwer tun. Aber alles wird gut, denn sind die Kinder erstmal groß, wird man merken, dass man richtig abgehärtet wurde und dann über Jahre gar nicht mehr krank wird.

Schon seit acht Jahre hatte der eine Kollege, dessen jüngstes Kind zwölf ist, keine Erkältung mehr. Und über zehn Jahre der andere Kollege nicht mehr, dessen Jüngster 23 ist. Das macht Hoffnung - aber im Moment bleibt es nur Mist! Hatschi...

Freitag, 20. April 2012

Alltag (60): Wo laufen sie denn?

Unser Zweiter hat schon vor der Geburt ordentlich gezappelt und wir hätten darauf gewettet, dass er sehr früh mobil werden würde. Die Wette hätte wir aber verloren. Lange Zeit lief im wahrsten Sinne des Wortes gar nichts und unser Sohn natürlich erst recht nicht. Wenigstens ist man beim zweiten Kind entspannter, wenn es die Zeiten aus den Lehrbüchern ignoriert.

Nun ist er mit 14 Monaten ein agiler Po-Rutscher geworden und freut sich riesig über die neugewonnene Mobilität. Er hat seine Fortbewegungsweise inzwischen so weit perfektioniert, dass er nur per Hüftschwung durch Flur, Küche und Zimmer rutscht und dabei beide Hände für Bauklötze oder Gebäck freihat.

Vermutlich wird er am Ende wie sein großer Bruder auch die Krabbelphase ganz überspringen und letztendlich laufen sie dann doch alle – früher oder später.