Montag, 18. Juli 2011

Alltag (54): Der Handy-Held

Unverhofft kommt oft - dabei war es eher dem Nieselregel geschuldet, dass ich mit den zwei Jungs in einen e-plus / base Laden flüchtete, während sich meine Frau im anliegenden Modetempel noch ein bisschen umsehen wollte. Unmotiviert schaute ich mir das ein oder andere neue Smartphone an und sagte zum Verkaufspersonal das Übliche "Ich sehe mich nur um", was eigentlich heißt: "Ich brauche keine Beratung, weil ich sowieso nichts kaufe."

Da sagte einer der Verkäufer zu unserem Dreijährigen: "Warte mal, ich habe was für Dich" und verschwand hinter einer Tür. Da kam er gleich wieder raus und brachte zwei täuschend echt aussehende Handy-Attrapen mit, die nachts in der Auslage liegen blieben können. Dabei handelt es sich um "echte" Handys - halt nur ohne Technik drin.
Abb. A54.1: Die Objekte der Begierde

Solch leuchtendede Augen sahen bisher nur zu Weihnachten vor dem Christbaum und die Aufregung kannte keine Grenzen mehr. Das Gooogle-Phone wurde gleich zum iPhone und das Samsung das SMS und Foto-Handy. Ich glaube, unser Sohn war der stolzeste Dreijährige an diesem Tag.

Das hat uns gefreut. Die anderen Folgen weniger: Der weitere Shopping-Nachmittag war gelaufen, denn pausenlos mussten die neuen Schätze herausgeholt, betrachtet, gestreichelt und benutzt werden. Da kann man nicht mehr geradeaus laufen oder beim Essen im Restaurant sitzenbleiben.

Und natürlich kann man auch nicht ohne seine neuen Handys schlafen gehen. Wenigstens haben wir es so weit geschafft, dass wir die Gute-Nacht-Geschichte verkürzen und stattdessen noch gemeinsam simsen. Auch darf nur ein Handy mit im Bett schlafen - als Wecker -, das andere schläft auf der Kommode. Mit in den Kindergarten dürfen die beiden neuen Freunde nicht - aber erzählen wird er bestimmt von ihnen.

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