Samstag, 19. September 2009

Dads im Dialog (6): Drei Fragen an Jochen - Teil 2: "Nachher"

Papa 2.0: Deine kleine Tochter ist inzwischen schon über ein Jahr alt und wir hatten uns zu hier zuletzt VOR der Geburt gesprochen. Jetzt ist es dringend angezeigt, auch das "Nachher" abzufragen. Und? Alles ganz anders als erwartet?
DiD Abb. 6.1: Jochen - sieht nachher aus wie voher...

Jochen: Eigentlich nicht. Ich hatte schon erwartet, dass es eine anstrengende Zeit wird und man das eine oder andere zurückstellen muss. Ich hatte erwartet, dass unser Kind doch sehr deutlich den Rhythmus vorgibt und wir diesem dann folgen müssen. Und in den ersten Monaten war das auch sicher so, aber mit zunehmender Zeit haben wir dann versucht, den Tagesablauf in feste Bahnen zu bekommen. Ist uns bislang auch gut gelungen.

Wir haben somit recht schnell einen Rhythmus aufbauen können, der bis heute für sie und uns verlässlich ist. Unsere Tochter schläft seit dem dritten Monat bis heute jede Nacht durch. Das macht uns natürlich auch entspannter, denn wir haben keinen permanenten Schlafmangel.

Das hat zwar dazu geführt, dass wir "nach Hinten raus" also am Abend, immer zeitig nach Hause gehen, was Freunde und Umfeld teilweise überzogen halten, aber wir sind in diesem Punkt wenig kompromissbereit, schließlich werden wir mit einer durchgeschlafenen Nacht belohnt.

Vater sein - die Verantwortung der Rolle zu tragen, empfinde ich bisher nicht als schwer. Ich habe eine tolle Frau mit der es eine große Freude ist eine Familie gegründet zu haben, und das Kind gibt mitlerweile so viel zurück, dass man hier auch täglich schöne Zeiten erlebt.

Papa 2.0: Du hast vor einem Jahr gesagt: "Ich freue mich einfach auf das Kind und lasse es auf mich zukommen." War das die richtige Vorbereitungstaktik im Nachherein?

Jochen: Tja, ich glaube tatsächlich ja. Man muss nicht Kinder tiefenpsychologisch analysieren lernen und zum Bio-Koch mutieren oder eine Ausbildung zur Super-Nanny nachweisen, um Papa zu sein. Sicher kann man mal in so einem "Ich werde bald Papa-Buch" blättern, aber man darf das alles nicht so eng sehen.

Die sprechen darin garantiert nicht von MEINEM Kind, sondern stellen dort Allgemein-Erkenntnisse zur Schau, die doch - wenn man ehrlich ist - kaum der Rede wert sind. Ein Kind braucht Wärme, Liebe, Raum, Zeit und Möglichkeiten zur Entwicklung, dazu Nahrung und Kleidung, damit es auch körperlich klar kommt. Alles doch nicht wirklich so erstaunlich, oder?

Ich halte es für wesentlich, selbst entspannt zu bleiben. Dies überträgt sich auch auf die Kinder und wird von ihnen reflektiert. Ich gaube eine deutliche Spur Gelassenheit der Eltern ist auch ein wesentliches Element.

Papa 2.0: Wir haben uns auch über erwartete Veränderungen und Vermutungen über die Dinge, die Du am meisten vermissen wirst unterhalten. Kommst Du als selbsternannter "Langschläfer und Morgenmuffel" gut mit der neuen Familiensituation zurecht? Wie gestaltet sich Deine Elternzeit, wo Du nun Vollzeit mit Deiner Tochter zuhause bist?

Jochen: Aus den Erzählungen des Umfeldes hatte ich schon angenommen, dass im ersten Jahr ein starkes Schlafdefizit auf uns zukommen und dies für mich ein Problem wird. Echte Horror-Stories hört man da ja - alles Blödsinn. Wir haben nun glücklicherweise einen guten Rhythmus mit unserer Tochter und sie schläft durch, also kein echtes Problem. Dass nun der Morgen etwas früher anfängt als früher und auch deutlich lauter :-)

Daran habe ich mich schnell gewöhnt, ist auch kein Problem mehr. Ich freue mich immer morgens die Kleine aus dem Bett zu holen und sie noch schlaftrunken zurecht zu machen. Sie ist dann beim Morgen-Fläschen auch sehr kuschelig und das ist ganz klasse. Ich habe nun zwei Monate Elternzeit, der erste ist schon vorbei. Die Zeit gefällt mir ganz klasse, es ist schön sich intensiv mit der Familie zu beschäftigen. Und ich bin mir auch sicher, dass unsere Tochter das genießt.

Wir machen eigentlich wenig Spektuläres, sondern machen den normalen Alltag. Und das ist schon eine Menge, hätte gar nicht gedacht, wie viele Termine undDinge miteinander koodiniert werden müssen. Ich kann das Modell der Elternzeit daher nur empfehlen, es ist eine tolle Zeit. Ich möchte sie nicht missen und weiß, dass es richtig war mich dafür zu entscheiden. Danke
Ursula, das ist tatsächlich mal politisch eine gelungene Angelegenheit. Bitte nicht verändern und kaputt-optimieren.

1 Kommentar:

Andreas hat gesagt…

Sehr schöne Idee mit dem vorher-nachher Interview!

Ich finde Jochen hat es ziemlich gut auf den Punkt gebracht.
Man sollte sich nicht verrückt machen und muss sicher nicht alles an Papa-Lektüre studieren. Entspannt sein und die Sache mit Freude auf sich zukommen lassen ist die beste Einstellung.

Dennoch verunsichert das Bevorstehende viele werdende Väter und meiner Meinung nach hilft nichts besser gegen Verunsicherung sich umfassend zu informieren was auf einen zukommt.

Andreas

Papa-Online.com