Dienstag, 20. Januar 2009

Papier ist geduldig (5): Das Buch zum Lebensjahr

Kaum stand der erste Geburtstag unsere Sohnes im November vergangenen Jahres ins Haus, haben wir uns auch prompt das vom Titel passenste Buch für den neuen Zeitabschnitt gekauft: "Das zweite Lebensjahr" von Doro Kammerer. Es handelt sich dabei um den mittleren Teil der dreiteiligen Serie "Die ersten drei Lebensjahr", die es einzeln und kompakt gibt.

Uns interessierte das hier und jetzt und so haben wir uns mit den passenden Band begnügt. Die Lektüre hat sich über den Jahreswechsel hingezogen - weniger weil sie anstrengend oder irrelevant gewesen wäre, sondern weil man mit Kind weniger Zeit zum Lesen hat. Von daher ist es immer um so bedauerlicher, wenn man am Ende auch nicht wirklich schlauer ist.

Natürlich ist es auch beruhigend, wenn man das Gefühl haben kann, nichts falsch gemacht zu haben, aber an den Stellen, wo am inituitiv handelt, wünscht man sich manchmal eine fundiertere Basis. Wenn Kinder anfangen zu Trotzen, dann muss man da durch und die Nerven behalten. Ein Tipp der Autorin: "Ich pflegte in der Zeit, in der meine Zwillinge in der Trotzphase waren, stets eine Sonnenbrille mit mir zu führen (...). (...) Die Sonnenbrille gab mir das Gefühl, wenigstens einen gewissen Schutz vor den mitleidigen, verständnislosen oder hämischen Blicken zu haben." (S. 87f) Und sieht bestimmt auch 'cool' aus.

Mir war bis zum Schluss auch nicht ganz klar, für welche Zielgruppe Frau Kammerer ihr Buch eigentlich abgefasst hat. An einigen Stellen argumentiert sie mit dem Holzhammer: Greifen Kinder aus Frust zur Flasche könnten sie dies als Erwachsene fortsetzen (vgl. S. 22f) und schenkt man ihnen zu viel Aufmerksamkeit, könnten sie zu Menschen werden, die nicht allein sein können (vgl. S. 148). An anderen Stellen wirkt es recht akademisch: "Die große Variabilität und Differenzierungsfähigkeit der menschlichen Sensomotorik ist die Grundbedingung der Handlungs- und Weltoffenheit des Menschen." (S. 96)

Irgendwie ist kein Mittelweg zu erkennen. Aber gelernt habe ich trotzdem was: Man solle dem Kind sagen, wie es sich fühle, für alle zu lernende Dinge gibt es genetische Zeitfenster der notwendigen neuronalen Reife und eine zu große Auswahl überfordert kleine Menschen. So ist halt für jeden was dabei und jeder Leser und jede Leserin muss halt gucken, was er oder sie für sich dabei rauszieht.

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