Dienstag, 3. Juni 2008

Die andere S(e)ite 5: Zeitung schreibt Blog und Blog schreibt Zeitung

Manche Kinder sind anders als die anderen und manche Blogs eben auch - Projekte von Medien-Unternehmen haben dann sicher auch eine andere Ausgangsbasis und andere Möglichkeiten in der Blogosphäre als rein private Aktivitäten. So berichtet man in der Zeitung über seinen Blog und bekommt dadurch Leser und Kommentare. Dann druckt man die Kommentare und hat somit wieder was für seine Zeitung - also so eine Art Content-Perpetuum Mobile - oder einfach doch nur eine Katze, die sich in den Schwanz beißt?

Der Blog der Wissenschaftsredaktion der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung (FAS) heißt „planckton“ - und ist laut Selbstauskunft ein „Kalauer“, da es zum einen eine Referenz an den verehrten Max Planck und gleichzeitig phonetisch das griechische Wort für „das Umherirrende“ sei. Falls Sie noch Fragen hatten: So entstehen die „Kalauer“ einer Wissenschaftsredaktion…


Abb. DaS 5.1: Das 'Umherirrende' im Screenshot vom 02.06.2008 dingfest gemacht

„planckton“ zeichnete sich dadurch als, dass man neue Formen des Journalismus testen wollte, in dem man geplante Zeitungsartikel im Vorfeld im Blog veröffentlichte, um die Leser kommentieren und somit mitschreiben zu lassen. Ein Experiment, das gemäß des ausgewiesenen Online-Journalismus Fachmannes Christoph Neuberger und seinen Co-Autoren von der Universität Münster „nach wenigen Versuchen abgebrochen wurde“ (vgl. message, Heft 1/2008, S. 12).

Wir haben es also mit einem seltenen Exemplar eines besonderen Phänomens im Internet zu tun und das auch noch zu einem Thema, das für vatertage.net relevant ist - das rechtfertig also auch mal eine längere Einleitung wie diese. Es geht um den FAS-Artikel „Er bekommt ein Baby“ von Sigrid Tinz, der in der Ausgabe Nr. 28 vom 15. Juli 2007 (S. 58-59) mit zwei Wochen Verspätung.

Erschien (vgl. Abb. DaS 5.2). Der ist wie immer sachlich unterhaltsam und ausgewogen geschrieben. Daher geht es eigentlich um die 17 Kommentare, die aus den knapp über 50 eingegangenen Leserrückmeldungen, berücksichtigt wurden und denen fast soviel Platz eingeräumt wird wie dem eigentlichen Artikel.

Abb. DaS 5.2: Einstieg in den Print-Artikel in der FAS-Ausgabe vom 15. Juli 2007

Egal ob Männlein oder Weiblein: Das Gros der Rückmeldungen betrachtet Väter in Kreißsälen unangemessen. Die Frauen wollen sie nicht dabei haben, die Männer wollen nicht dabei sein.
Mir ist klar, dass Rückmeldungen in einem FAS-Blog nicht repräsentativ sind, aber überraschend fand die Reaktionen bzw. deren Auswahl schon, da sie sich so wenig mit meinen Erfahrungen und Ansichten im Freundes- und Bekanntenkreis decken. Meinetwegen kann jeder machen, was er will - aber so richtig ausgewogen wirkt Journalismus nicht mehr, wenn die Leser das schreiben, was sie gerne lesen würden.

Idee:



Umsetzung:



Mehrwert:

Keine Kommentare: