Sonntag, 9. März 2008

Alltag (2): Kampf der Giganten: Kollegen vs. Web 2.0

Zugegeben war ich für einen Moment etwas hin- und hergerissen: Sollte ich den Menschen vertrauen, mit denen ich den ganzen Tag zusammenarbeite oder auf völlig Unbekannte hören? Ich entschied mich dann vorsichtshalber für die "völlig Unbekannten" und habe damit die Schwarmintelligenz über die kollegiale Verbundenheit der Einzelnen, das Web 2.0 über die reale Welt siegen lassen. Der Anlass war eher banal und daher darf diese Einleitung auch nicht ganz so ernst genommen werden - sie macht die Sache natürlich interessanter.

Wenn man morgens auf dem Weg ins Büro in den Aufzug steigt, wird man hin und wieder gern mal gefragt, ob man denn als relativ frischgebackener Vater nachts überhaupt noch schlafen könne. Bisher war ich diesbezüglich äußerst verwöhnt und nicke dann ausgeruht und entspannt, weise aber zeitgleich darauf hin, dass so ein kleines Menschlein natürlich auch viel quengelt und weint und man nicht immer wisse warum.

Da helfe nur das Büchlein "Oje, ich wachse!" rief eine engagierte Kollegin und alle anderen im Fahrstuhl nickten bestätigend.
Amazon verriet mir gleich, dass die Autoren interessante Namen haben (Hetty van de Rijt und Frans X. Plooij) und die Zeitschrift 'Eltern' von der "Bibel der Eltern" spricht. Die Maus ruhte schon über dem "Bestellen"-Button, als mir die Kundenrezensionen ins Auge fielen (vgl. Abb. A 2.1).

Abb. A 2.1: Leserurteile (Montage von Amazon.de) - 01.02.008

"18 von 24 Kunden fanden die folgende Rezension hilfreich" - so fing es an und es folgte dann die Überschrift: "Dinge, die der Mensch nicht braucht…" Wenn dem 18 von 24 zustimmen, dann sind das drei Viertel bzw. 75 Prozent und das sollte einem zu denken geben. Das selbe gilt für Sätze von 'Amygdala', die wie folgt beginnen: "Also kinderverachtend finde ich dieses Buch nun nicht…" - na, immerhin! "Man bekommt ständig das Gefühl, das eigene Kind wäre zurückgeblieben und gerät geradezu in einen Leistungsdruck" - nein, danke!

Die Leser-Kritiken werden auch nicht besser. Unter dem Titel "rausgeschmissenes geld" schreibt 'manuela fröhlich': "Selten habe ich mich über einen Ratgeber so aufgeregt, wie über diesen." Und 'Barbevka' beschwert sich über die "ständigen Wiederholungen": "Meiner Meinung nach hätte man den Inhalt des Buches von ca. 300 Seiten locker auf 50 Seiten straffen können."

Ich habe jetzt schon genug gelesen - das Buch brauche ich dann auch gestrafft nicht mehr.

Das Buch bei Amazon

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