Sonntag, 30. Dezember 2012

Alltag woanders (30): Xmas mit Kids in Tokyo

Meine Frau sagt gerne, dass die Japaner zwar nicht alles erfunden haben, aber sie haben die Fähigkeit alle Erfindungen zu verbessern: Das gilt besonders fürs Essen, für Feuerwerke, für Autos und für die Telekommunikation. Das gilt aber auch ganz besonders für Weihnachten!

Der christliche Aspekt rückt bei einem Anteil von einem Prozent Christen in der Bevölkerung erwartungsgemäß in den Hintergrund - es handelt sich eher eine Art verfeinerte Mega-Variante der Coca-Cola Xmas mit viel Kitsch, Lichterketten, Santa Claus, "Hohoho" und es ist überall Thema. Wir waren nun mit Abstand von drei Jahren bereits zum zweiten Mal mit der Familie über Weihnachten und den Jahreswechsel in Tokyo und wollten im Strom entsprechend mitschwimmen.

Wir haben sogar kurz überlegt, ob wir den Wahnsinn wagen und zur Xmas-Parade ins Disneyland gehen sollten, aber uns wurde glaubhaft versichert, dass es unendlich voll sein würde und sogar das Risiko besteht, dass man gar nicht reinkommen könnte. Also ließen wir es ruhiger angehen.

AWO Abb. 30.1: Seehundshow auf der Dachterrasse der Sunshine-City am 24. Dezember 2012
Am 24. Dezember sind wir in das Aquarium im Dachgarten im 10. Stock der Sunshinecity in Ikebukuro gefahren. Es war voll. Es war tatsächlich sehr voll. Aber die Jungs konnten immer wieder mal freie Glasflächen an den Becken ergattern und hatten viel Spaß, die Rochen von unten zu betrachten. Auf der Dachterrasse gab es noch eine Seehund-Show, der einige weihnachtliche Elemente zugefügt waren sowie die Möglichkeit, sich mit einem Rentier fotografieren zu lassen.

AWO Abb. 30.2: Weihnachtsbild mit Rentier (hier bei der Pause)
Abends haben wir dann unsere "Reisekrippe" aufgebaut, die uns auch schon seit dem letzten Aufenthalt vor drei Jahren begleitet. Gemeinsam haben wir überlegt, wer wie wo am besten aufgestellt wäre, bevor die Kerze entzündet haben. Zur Feier des Tages haben wir uns ein paar regionale Leckereien gegönnt und zum Nachtisch unseren  "Christmas Cake" weitergegessen.

AWO Abb. 30.3: Die Reisekrippe begleitet uns bei Urlauben über Weihnachten

Der "Christmas Cake" ist überhaupt ein großes Thema in Japan: Unter anderen wird er in allen Kindersendungen im TV gemalt, gebastelt und selber gebacken. In jedem Kaufhaus kann man sie in alle Größen und Formen sowie in allen Preislagen erwerben. Meistens bestehen sie aus weißer Creme ein paar ausgewählt schönen Erdbeeren oben drauf.

AWO Abb. 30.4: Christmas Cakes in einfacher Ausführung, aber dafür doppelt
Vor dem Schlafengehen haben wir noch die Weihnachtlieder gesungen, von denen wir die ersten Strophen fehlerfrei zusammenbekommen haben. Über Nacht kam der Weihnachtsmann und brachte Kleinigkeiten, denn das meiste hatte er vermutlich bei uns in Deutschland schon abgeladen... - das haben wir zumindest erzählt, denn wir wollten weder Weihnachtsgeschenke mit in den Urlaub nehmen, noch zu viele wieder mit zurückschleppen.

AWO Abb. 30.5: Weihnachtsessen in Tokyo
Am nächsten Tag, dem 1. Weihnachtstag, sind wir in die Shopping-Meile von "Omotesando" aufgebrochen, wo sich ein Luxus-Label-Shop an den nächsten reiht, zu meiste in eigenen Häusern, die von namhaften Architekten entwurfen wurden. Mitten drin liegt die englischsprachige Kirchengemeinde der Tokyo Unity Church. Auch hier waren wir vor drei Jahren im englischsprachigen Gottesdienst, der immer sehr offen, sehr herzlich und einladend bis einnehmend ist - so wie englischsprachige, vorrangig protestantische Christen im nicht englischsprachlichen Umfeld häufig gerne sind.

Was uns aber auch noch gut gefällt, ist das nur ein paar Meter weiter mit dem Kiddyland eines der größten und buntesten Spielzeuggeschäfte Tokyos liegt. Es lohnt sich allein zum Gucken vorbei zu kommen - und am 1. Weihnachtsfeiertag lohnte es sich für unsere Jungs ganz besonders: Jeder durfte sich sein Weihnachtsgeschenk selber aussuchen.

Nachtrag: Wir waren dann übrigens am 27. Dezember im Disneyland - voll war es da auch, aber es gab genügend Fahrgeschäfte, an denen man keine 30 Minuten anstehen musste.

Freitag, 21. Dezember 2012

Was es sonst noch gibt (12): Fliegen mit Schuhen

Es gibt ja die verschiedensten Ticks und Angewohnheiten - so hört man von Menschen, denen die Vorstellung ungenehm ist, bei einem möglichen Unfall keine saubere Unterwäsche zu tragen, wenn man auf fremde Hilfe angewiesen sei. Ich ziehe bei Langstreckenflügen ungerne meine Schuhe aus.

Aus gegebenen Anlass habe ich noch mal darüber nachgedacht, warum das eigentlich so ist. Und die Antwort ist vermutlich so irrational wie bei der Unterwäsche: Im Falle einer Notlandlung halte ich festes Schuhwerk für hilfreich. Meine Flucht vor dem brennenden Wrack soll nicht daran scheitern, dass der Untergrund beim Laufen so durch die Socken piekst.

Ich denke, einen solchen Fall würde jeder Laufen - auch ohne Schuhe oder Beine. Von daher eine doofe Erklärung. Ich mag es aber auch nicht, mich im Landanflug mit dicken Füssen in die zu klein gewordene Schuhe pressen - und das ist, glaube ich, ein guter Grund, auch bei langen Flügen die Schuhe anzubehalten.

Montag, 10. Dezember 2012

Alltag (71): Alle, ganz oben

Wir tun es, mein Bruder tut es und meine Schwestern tut es auch: Wir alle wohnen in Wohnungen "ganz oben". Wir sind das Fahrstuhlfahren und Treppensteigen also gewohnt. Vielleicht liegt es dann auch daran, dass wir letztendlich eine Tagesmutter gefunden haben, die bei sich im Haus auch "ganz oben wohnt".

Als ich heute mit einer der anderen neuen Mütter ins Gespräch kam, erfuhr ich, dass sie mit ihren Lieben auch "ganz oben" wohnt. Die anderen Familien wohnen übrigens auch "ganz oben". Also stellt sich die Frage, wer eigentlich in den Wohnungen darunter wohnt, falls sie überhaupt bewohnt sein sollten? Was stimmt mit den Menschen nicht, die nicht "ganz oben" wohnen oder warum kennen wir keinen von denen? Und warum rotten sich die Menschen, die "ganz oben" wohnen immer zusammen? Treffen die, die im 1. Stock wohnen, auch immer nur andere Leute aus dem 1. Stock?